Sterzinsky: Man sollte den Verein verbieten

Debatte um Dignitas-Verbot

Die Debatte um die Sterbehilfe-Organisation Dignitas hält an. Der Berliner Kardinal Georg Sterzinsky sprach sich am Freitag für ein Verbot der Organisation aus. Allerdings findet Dignitas auch Unterstützung - in der Politik.

 (DR)

Auslöser der Debatte: der Tod zweier Deutschen
Die FDP-Bundestagsfraktion kritisierte am Freitag entsprechende Pläne der Länderjustizminister der Union sowie von Rechtspolitikern der großen Koalition. Die Deutsche Hospiz Stiftung in Dortmund begrüßte dagegen die Initiative. Auch Berlins Kardinal Georg Sterzinsky forderte den Gesetzgeber zum Handeln auf. Der Hospiz-Pionier Christoph Student rief zu einer Grundsatzdiskussion über den Umgang mit Schwerkranken auf.

Auslöser für die aktuelle Debatte sind die jüngsten Aktivitäten der Sterbehilfe-Organisation Dignitas. Am Mittwoch war bekanntgeworden, dass der Schweizer Verein zwei Männern auf einem Parkplatz in der Nähe von Zürich beim Suizid half. Die beiden Deutschen starben im Auto.

FDP: Gesetzesentwurf ist unverhältnismäßig
Der FDP-Bundestagsabgeordnete Michael Kauch lehnte die Bundesratsinitiative aus Hessen, Thüringen und dem Saarland ab. Der Gesetzentwurf für ein Verbot der geschäftsmäßigen Förderung von Sterbehilfe sei "völlig unverhältnismäßig", sagte der Fraktionssprecher für Palliativmedizin. Aktive Sterbehilfe "ist und bleibt in Deutschland verboten"; Änderungen im Strafrecht seien nicht erforderlich. Zudem würden in dem vorliegenden Papier Begriffe wie "Selbsttötung" und "Sterbehilfe" in unverantwortlicher Weise miteinander vermengt.

Die Deutsche Hospiz Stiftung rief dagegen in Berlin die Politiker zu schnellem Handeln auf. "Nie war die Chance größer, der Geschäftemacherei mit dem Tod Einhalt zu gebieten", so Eugen Brysch, Vorstand der Hospiz Stiftung. "Wenn die Politik diesen Moment nicht nutzt, macht sie sich mitschuldig." Auch FDP und Linke seien gefordert, sich eindeutig zu bekennen. Nur auf diese Weise könne dem "menschenverachtenden Treiben der Schweizer Sterbehelfer" ein Ende gesetzt werden

Kardinal für Verbot
Der Berliner Kardinal Georg Sterzinsky hat sich für ein Verbot der Sterbehilfe-Organisation "Dignitas" ausgesprochen. "Wenn es rechtlich möglich ist, sollte man einen solchen Verein verbieten", sagte Sterzinsky in einem am Freitag veröffentlichten Beitrag für den RBB-Hörfunk. Die Organisation versuche, durch gesellschaftlichen Druck ihre Ziele zu erreichen. So sollten Sterbenskranke sich dafür verantwortlich fühlen, anderen nicht zur Last zu fallen und nicht unnötig zu leiden. Die umstrittene Schweizer Organisation strebt eine Legalisierung aktiver Sterbehilfe in Deutschland an.

Sterzinsky kritisierte die Organisation "Dignitas" auch für ihren Plan, mit Hilfe eines Freiwilligen eine juristische Neubewertung der Sterbehilfe zu erreichen. Stattdessen forderte der Kardinal eine starke Palliativmedizin, um sterbende Menschen schmerzfrei und würdevoll in den Tod zu begleiten.