Österreichs Bischöfe beenden Solidaritätsreise ins Heilige Land

"Unsere Probleme sind auch eure Probleme"

"Dies ist auch eure Heimat." Die Bischöfe aus Österreich hörten es gern, aber dann fuhr der Jerusalemer Patriarch Michel Sabbah nicht ohne Schalk fort: "Unsere Probleme sind deshalb auch eure Probleme, und ihre Lösung liegt auch in eurer Verantwortung." Die einwöchige Heilig-Land-Reise der 14 österreichischen Bischöfe sollte eine Pilgerfahrt sein, eine Geste der Solidarität mit den Christen in der Krisenregion. Keine Politik. Sie wussten um den Aufschrei nach dem Besuch der deutschen Oberhirten an der israelischen Sperrmauer und den kritischen Bemerkungen, die dort fielen.

Autor/in:
Gabi Fröhlich
 (DR)

"Wir können in dieser komplexen Situation keine Lösungsrezepte anbieten, wir wollen den Menschen zuhören", betonte Kardinal Christoph Schönborn als Vorsitzender der Bischofskonferenz. Einen Stopp an der Mauer legte seine Gruppe nicht ein, wenn auch der Abstecher zum Caritas-Babyhospital von Bethlehem Einblick in die schwierige Situation der Menschen hinter den Sperranlagen gab. Das Kinderkrankenhaus ist das einzige im Westjordanland und kämpft bei seinen kleinen Patienten zunehmend gegen typische Armutskrankheiten.

Auch beim Treffen mit dem Lateinischen Patriarchen von Jerusalem im Priesterseminar Beit Jala erfuhren die Bischöfe von spezifischen Nöten der Kirche im Nahen Osten: Seit Monaten bekommen Kleriker aus arabischen Ländern keine regulären israelischen Visa mehr, die ihnen eine unkomplizierte Ein- und Ausreise ermöglichen. Für jede Fahrt über die Grenzen müssen sie eine neue Genehmigung beantragen. Die Seminaristen aus Jordanien werden daher an Weihnachten vermutlich nicht nach Hause fahren können. Als Grund für die Restriktionen nennt das israelische Innenministerium "Sicherheitsbedenken".

Bei den rund 200 arabischen Priestern und Ordensleuten des Lateinischen Patriarchats sei das "ein Albtraum" mit immensem bürokratischem Aufwand, so Patriarch Sabbah. Er erbat sich von seinen österreichischen Amtsbrüdern das Versprechen, dass sie sich auf diplomatischem Weg für eine schnelle Lösung der Visa-Probleme einsetzen würden.

Der Besuch im weitgehend abgeriegelten Bethlehem stand am Ende der Pilgerreise, die die Bischöfe zu den wichtigsten christlichen Wallfahrtsorten im Lande Jesu geführt hatte: Zunächst nach Nazareth und zum See Genezareth, dann nach Jerusalem. Neben dem Gebet an den Heiligen Stätten wollten sie sich auch der "Realität des Landes stellen", so Schönborn, wozu auch der Gang zur Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem am Donnerstag gehört habe.

Der Kardinal erinnerte dort an die Mitverantwortung vieler Österreicher an der Judenvernichtung: "Wir stehen hier als Bischöfe jenes Landes, in dem Adolf Hitler seine wahnsinnigen Ideen gelernt hat." Inmitten eines Meeres von Versagen und Schuld hätten sich nur wenige Gerechte als "einsame Leuchttürme" dem Grauen widersetzt. Das Verbrechen, "das Volk des ersten Bundes auszulöschen", sei jedoch nicht aufgegangen, betonte Schönborn: "Das Volk Israel lebt und wir danken, dafür Zeugen zu sein."

Dass der anschließend geplante Besuch bei der Klagemauer am Fuß des Tempelberges platzte, galt dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz danach lediglich als kleiner Schönheitsfehler: Die Bischöfe waren vom zuständigen Rabbiner, Schmuel Rabinovitch, nicht vorgelassen worden, weil der Anblick ihrer großen Brustkreuze die Beter dort hätte beleidigen können. So blieben sie auf Abstand. Er habe diese Abweisung nicht als kränkend empfunden, erklärte Schönborn, vielmehr gelte es die religiösen Empfindungen anderer zu respektieren.