Köhler bei Treffen "Partnerschaft mit Afrika"

"Doppelmoral aufgeben"

Bundespräsident Horst Köhler wünscht sich von Afrikanern und Deutschen mehr Anpassungsfähigkeit, um die Chancen der Globalisierung zu nutzen. Er würdigte am Sonntag im Kloster Eberbach bei Eltville zugleich das Selbstbewusstsein und die auf die Zukunft gerichtete Haltung Afrikas. "Das neue Afrika kennt seine Werte und seinen Wert. Darauf sollten sich Europa und die ganze Welt einstellen", sagte das Staatsoberhaupt zum Abschluss der dritten Konferenz "Partnerschaft mit Afrika".

 (DR)

Deutschland und Afrika müssten nach einer motivierenden Balance zwischen Tradition und Moderne suchen, fügte Köhler hinzu. Als Hürden auf dem Weg zu einer guten Nachbarschaft bezeichnete er eine Doppelmoral des Nordens in der Handelspolitik, bei Migrationsfragen, Fischereiverträgen und der Verwertung von Bodenschätzen. Der Bundespräsident rief die Europäer auf, im Verhältnis zu Afrika auf Belehrungen zu verzichten.

Hilfe zur Selbsthilfe
"Afrika war immer Objekt expansiver Ideen anderer", sagte Bundespräsident Köhler. "Wir im Norden müssen jetzt umdenken und dürfen nicht untätig zusehen, bis sich die Krisen in einigen Ländern Afrikas weiter zuspitzen." Der Bundespräsident forderte die Industrieländer zugleich auf, ihre Hilfe mehr auf Hilfe zur Selbsthilfe anzulegen.

Wichtiges Thema bei den Gesprächen war nach Angaben der Teilnehmer auch die Migration von Afrika nach Europa. Die lebensgefährlichen Flüchtlingsfahrten über das Mittelmeer und zu den Kanarischen Inseln widersprächen der "Würde des Menschen", erklärte Köhler. Europa erfasse die moralische Dimension des Flüchtlingsproblems viel zu langsam.

Simbabwes Präsident isoliert
Der Bundespräsident bedauerte, dass die Regierungen des Kontinents bislang keine Fortschritte beim weiteren Zusammenwachsen der Afrikanischen Union erreicht hätten. Bilaterale Partnerschaftsabkommen zwischen einzelnen afrikanischen Staaten und der EU lehnte er jedoch ab. Die EU dürfe die Afrikanische Union nicht zusätzlich schwächen.

Der nigerianische Staatschef Umaru Yar'Adua warnte davor, dass der bevorstehende EU-Afrika-Gipfel in Lissabon vom Streit über die Teilnahme des international isolierten simbabwischen Präsidenten Robert Mugabe überschattet werden könnte. Die Vorgänge in Simbabwe seien mit rechtsstaatlichen Standards nicht vereinbar, doch Mugabes geplante Reise nach Portugal dürfe nicht die Partnerschaft zwischen Afrikanischer Union und EU beeinflussen.

Afrikaner und Europäer hatten im Kloster Eberbach zwei Tage lang hinter verschlossenen Türen über die Folgen der Globalisierung diskutiert. An dem Treffen hatten 45 Vertreter aus Politik, Kultur und Zivilgesellschaft teilgenommen, darunter neben Köhler auch die Präsidenten von Nigeria, Benin, Botsuana, Mosambik und Madagaskar.

Köhler hatte zu Beginn seiner Amtszeit die Initiative "Partnerschaft mit Afrika" gestartet. Sie soll einen offenen Dialog zwischen Vertretern des Kontinents und Deutschlands ermöglichen. Die erste Afrika-Konferenz fand im November 2005 bei Bonn statt, die zweite Anfang dieses Jahres in Ghana.