Kamphaus: Religionen müssen Verhältnis zu Gewalt klären

"Religion heißt nicht, Gott zu spielen"

Alle Religionen müssen nach Ansicht des Limburger Altbischofs Franz Kamphaus ihr Verhältnis zur Gewalt klären. Diese Aufgabe reiche weit über das Problem des Heiligen Krieges hinaus und umfasse auch die Frage des Umgangs mit den Menschen, die sich von einer Religion abwendeten oder sie verspotteten, sagte der katholische Geistliche am Montag in Koblenz. Kamphaus bezeichnete es als Aufgabe der Religionen, die Menschen zur Friedfertigkeit zu erziehen. "Dieser geistliche Weg ist der einzige heilige Krieg, zu dem sie aufrufen müssen", betonte er.

 (DR)

Der Bischof appellierte an die Muslime, ihr Verständnis vom Koran als direktes Wort Gottes und ihr Verhältnis zu den Menschenrechten und zur Trennung von Staat und Religion zu überdenken. An der Frage, ob der Koran als direktes Wort Gottes zu verstehen sei oder als historisches Buch kritisch analysiert werden dürfe, entscheide sich die Reformfähigkeit des Islam.

Kein Hochmut
Zugleich warnte Kamphaus die Christen vor Hochmut: Gerade die katholische Kirche habe die Menschenrechte erst sehr spät anerkannt und sich äußerst schwer damit getan, eine historisch-kritische Bewertung der Bibel zuzulassen.

Der im Koran verankerte Grundsatz, dass niemand zum Glauben gezwungen werden könne, müsse die Freiheit garantieren, den Glauben aufzugeben, ihn anders zu verstehen oder gar zu verachten, erklärte der Bischof. Eine Bewertung dieses Verhaltens stehe nur Gott zu. "Religion heißt, Gott zu verehren, nicht, Gott zu spielen".