Lale Akgün warnt im domradio Ankara vor Truppeneinmarsch

USA mahnt Türkei zur Besonnenheit

Im Konflikt zwischen der Türkei und der verbotenen kurdischen Separatistenorganisation PKK hat die SPD-Bundestagsabgeordnete Lale Akgün die türkische Regierung dazu aufgerufen, sich nicht provozieren zu lassen. "Die Türkei wäre sehr schlecht beraten, Truppen in den Norden des Iraks zu schicken", sagte Akgün am Montag im domradio-Interview. Der Konflikt ließe sich nur politisch lösen. Auch die USA mahnen Ankara zur Zurückhaltung.

 (DR)

Die USA wollen im Kurden-Konflikt vermitteln. Außenministerin Rice schlug ein Treffen mit der türkischen und der irakischen Regierung vor. Dabei soll Anfang November beraten werden, wie die Angriffe von PKK-Rebellen gestoppt werden können. Die USA seien entschlossen, mit ihren Verbündeten im Irak und in der Türkei die "sehr schwierige Situation" in den Griff zu bekommen, sagte Aussenministerin Rice in Washington.

Irak nicht in ein Schlachtfeld verwandeln
Der Präsident der kurdischen Autonomieregion im Irak, Massud Barsani
rief die PKK-Kämpfer auf, sich an die von ihnen am Montag angekündigte Waffenruhe zu halten und den Irak nicht "in ein Schlachtfeld zu verwandeln".

Nach Berichten des irakischen Präsidenten Dschalal Talabani, selbst kurdischer Abstammung, hatte sich die PKK am Montag zu einer Feuerpause bereit erklärt. Die PKK ließ allerdings erklären, die Türkei müsse dafür im Gegenzug die Angriffe auf kurdische Stellungen einstellen, ihre Einmarschpläne in den Irak aufgeben und Frieden zusagen.

Erdogan kritisiert die USA
Für den türkischen Ministerpräsidenten Erdogan gibt es nur einen Weg im Kurden-Konflikt: "Es wird getan, was notwendig ist", sagte Erdogan der britischen Zeitung "Times". Demnach steht für ihn fest, dass sein Land militärisch gegen kurdische Extremisten im Nordirak vorgehen wird.

Erdogan übte massive Kritik an den USA, die um einen Aufschub einer Militärorganisation gegen die kurdische Separatistenorganisation gebeten hatten. Sein Land habe die USA und den Irak mehrfach gedrängt, kurdische Rebellen aus dem Nordirak zu vertreiben - aber es sei nichts geschehen.

Akgün: Die PKK sieht ihre Felle davon schwimmen
Im domradio erinnerte Lala Akgün, die auch stellvertretende Sprecherin der Fraktionsarbeitsgruppe "Angelegenheiten der Europäischen Union" ist, an die Anfänge des Konflikts mit der PKK in den 80er Jahren. Damals sei es der PKK um die Forderung nach einem eigenen kurdischen Staat gegangen, habe seitdem aber immer mehr Macht verloren. "Inzwischen leben Türken und Kurden eigentlich friedlich zusammen. Die PKK sieht deshalb ihre Felle davon schwimmen und versucht jetzt noch mal Druck zu machen."

Für eine reguläre Armee wie die der Türkei sei es schwierig, einen militärischen Sieg gegen eine Guerilla-Organisation wie die PKK zu erlangen. Das hätten die vergangen Jahre bewiesen, so Akgün. Der immer größer werdende Frieden zwischen Türken und Kurden sei politisch erreicht worden, indem man den Kurden immer mehr Reche eingeräumt habe.

"Der Wohlstand ist nicht angekommen"
Allerdings müsste den Rechten nun auch der Reichtum folgen, so Akgün: "Das große Problem der Türkei ist, dass der Wohlstand des Westens noch immer nicht im Westen angekommen ist. Die letzten Jahre ist auch nicht so viel investiert worden, wie man sich das im Osten erhofft hatte. Der Wohlstand muss kommen, damit ein friedliches Zusammenleben möglich wird."

Die Pläne von Ministerpräsident Erdogan bewertet Akgün kritisch. "Die Türkei wäre sehr schlecht beraten, Truppen in den Norden des Iraks zu schicken. Mit einem Einmarsch kann man das Problem nicht lösen - man hat  ja noch nicht mal im eigenen Land die PKK unter Kontrolle. Das würde dem Ansehen des Landes sehr schaden."