Keine sofortige Offensive gegen PKK

Kurdenkonflikt spitzt sich zu

Es sind die schwersten Kämpfe seit langem an der türkischen Grenze zum Irak. Dennoch: Einmarschieren werde man noch nicht, sagte der türkische Verteidigungsminister nun. Bei Gefechten zwischen Soldaten und PKK-Anhängern waren zuvor fast 50 Menschen getötet worden.

 (DR)

Türkei unter Druck
Nach einer Serie von Angriffen der PKK im türkischen Grenzgebiet in den letzten Monaten, hatte die türkische Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan vor wenigen Tagen eine mögliche Invasion im Nordirak vorbereitet.

Die PKK steuert die Übergriffe auf die Türkei von ihrem Hauptquartier in den nordirakischen Bergen. Die Türkei fordert daher von der irakischen Regierung, dass diese die Kurdenrebellen festnehmen und die PKK-Anführer an die Türkei ausliefern soll.

"Unsere Geduld ist am Ende", die Regierung des Irak müsse gegen die Kurdenrebellen der PKK vorgehen, fordert der türkische Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan. Verteidigungsminister Gönül betonte nach einem Gespräch mit US-Verteidigungsminister Robert Gates, die Türkei müsse nicht sofort reagieren. Ein Militäreinsatz solle bevorzugt gemeinsam mit den USA erfolgen. Der Druck der türkischen Generäle, die in der Türkei auch politischen Einfluss haben nimmt allerdings zu. Und auch in vielen Städten der Türkei kam es zu Demonstrationen gegen die PKK auf denen die Demonstranten ein härteres Vorgehen forderten.

Ein Angriff wäre fatal für alle Beteiligten
Der irakische Staatspräsident Dschalal Talabani, ein Kurde, und die Führung der autonomen Kurdenregion im Nordirak mit Sitz in Erbil fordern von der PKK die Übergriffe auf die Türkei zu beenden. Dass die ihnen unterstehenden irakisch-kurdischen Kämpfer, die "Peschmerga", die den Nordirak kontrollieren, die PKK-Kämpfer mit Gewalt vertreiben würden, gilt jedoch bislang als sehr unwahrscheinlich. Das Problem solle nicht militärisch, sondern auf politischem Wege gelöst werden, fordert der kurdische Minister für Außenbeziehungen, Falah Mustafa Bakir.

Ein derartiger Angriff würde einen Erfolg der US-Operationen im Irak gefährden, möglicherweise sogar verhindern", sagte Bakir. Ein Angriff wäre fatal für alle Beteiligten. Schließlich hätten die nordirakischen Kurden der Türkei, dem Iran und allen anderen Nachbarländern in den vergangenen Jahren bewiesen, dass sie nicht nur "Amerikas loyalste Verbündete", sondern auch "ein stabilisierender Faktor im Irak und im gesamten Nahen Osten" seien.

Auch Bagdad beschwichtigt
Doch nicht nur die kurdische Autonomieregierung in Erbil, der Bakir angehört, auch die Regierung in Bagdad und die USA versuchen, die Türken zu beschwichtigen. Ministerpräsident Nuri al-Maliki, ein Schiit, kündigte an, man werde Wege finden, um die Operationen der "Terroristen der PKK" zu stoppen. Da die irakische Regierung politisch äußerst schwach ist, kann sie jedoch kaum selbst gegen die PKK im Norden des Landes vorgehen.

Auch die arabischen Staaten machen sich inzwischen große Sorgen. "Noch eine neue Front, das ist wirklich das letzte, was wir in unserer Region brauchen, denn wenn es etwas gibt, wovon wir reichlich haben, dann sind es Fronten, Krisen und Kämpfe", erklärte ein Diplomat der Arabischen Liga in der vergangenen Woche in Kairo.