Papst verurteilt in Neapel auch die Verbrechen der Camorra

"Religionen dürfen nie Mittel des Hasses werden"

Benedikt XVI. hat die Angehörigen aller Religionen aufgerufen, gemeinsam für Frieden und Versöhnung zwischen den Völkern zu arbeiten. Es gebe keine Rechtfertigung für Gewalt im Namen Gottes; Religionen könnten niemals Mittel des Hasses werden, betonte der Papst am Sonntag in Neapel bei der Begegnung mit Teilnehmern eines internationalen Friedenstreffens.

 (DR)

Bei einem Gottesdienst in der Innenstadt Neapels rief Benedikt XVI. zum Kampf gegen Gewalt und die "verwerfliche Zahl von Verbrechen der Camorra" auf. Gewalt werde zu einer verbreiteten Mentalität und drohe in alle Bereiche des sozialen Lebens einzudringen. Die Jugend wachse in einem Umfeld der Illegalität und einer "Kultur des Sich-Arrangierens" auf.
Präventionsbemühungen müssten in Schule, Arbeit und Freizeitgestaltung ansetzen. Notwendig sei aber vor allen politischen Maßnahmen ein tiefgreifender Wandel der Einstellungen und des Verhaltens im Alltag.

Religionen könnten und müssten wertvolle Ressourcen anbieten, um eine friedliche Menschheit aufzubauen, sagte das Kirchenoberhaupt in seiner Ansprache an Religionsvertreter beim Friedenstreffen der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio. Benedikt XVI. traf bei seinem eintägigen Pastoralbesuch in Neapel im Rahmen eines Mittagessens mit Delegationsleitern zusammen. Zu den Gästen zählten Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel, Israels Oberrabbiner Jona Metzger und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Wolfgang Huber.

"Geist von Assisi"

Der Friedensgipfel steht unter dem Motto "Für eine gewaltfreie Welt - Religionen und Kulturen im Dialog". Auf Einladung von Kardinal Crescenzio Sepe findet er bis Dienstag im süditalienischen Neapel statt. Benedikt XVI. erinnerte an das erste Gebet der Weltreligionen für den Frieden, zu dem sein Vorgänger Johannes Paul II. 1986 nach Assisi eingeladen hatte, sowie an das zweite derartige Treffen 2002, das unter dem Eindruck der Terroranschläge vom 11. September stattfand. Der "Geist von Assisi" stelle sich jeder Form von Gewalt und dem Missbrauch der Religion als Vorwand für Gewalt entgegen, betonte der Papst.

Rund 40 religiöse Führer wohnten am Vormittag der Papstmesse unter freiem Himmel in der Innenstadt Neapels bei, darunter Bartholomaios I., der anglikanische Primas Rowan Williams, der armenische Patriarch der Türkei Mesrob II. sowie weitere hohe Repräsentanten orientalischer Kirchen. In seiner Predigt ermunterte der Papst dazu, auf Gewalt, Hoffnungslosigkeit und Ungerechtigkeit mit der Gewaltlosigkeit des Evangeliums zu antworten. Das Gebet sei "die Waffe der Kleinen und der Armen im Geiste" und die stärkste Kraft, um die Welt zu verändern.