Migranten wollen kulturelle Wurzeln nicht aufgeben

Bildungsniveau entscheidend für Integration

Die Integrationsbereitschaft von Einwanderern in Deutschland ist stark bildungs- und herkunftsabhängig. Das ist das Ergebnis einer am Dienstag in Berlin vorgestellten Studie, bei der im Auftrag des Bundesfamilienministeriums die Lebenswelten von Migranten untersucht wurden. Je höher das Bildungsniveau und je urbaner die Herkunftsregion eines Migranten sei, desto besser gelinge die Integration, sagte Staatssekretär Gerd Hoofe. Allen Migranten gleichermaßen wichtig sei, ihre kulturellen Wurzeln bei der Integration nicht aufgeben zu müssen.

 (DR)

Die Milieustudie, die vom Heidelberger Sinus-Institut durchgeführt wurde, ermöglicht nach Angaben von Hoofe erstmals einen genaueren Blick auf die rund 15 Millionen in Deutschland lebenden Menschen mit Migrationshintergrund: "Dank der Studie können wir unsere Integrationspolitik künftig zielgenauer an den Lebenswelten der Migranten ausrichten."

Durch die Studie sei jetzt bekannt, welche Milieus es im Migranten-Bereich gebe, sagte der Staatssekretär. Allerdings gebe es keine Aussage über die Zahl der Migranten in den unterschiedlichen Milieus. Die Untersuchung dieser Frage solle so bald wie möglich nachgeholt werden.

Acht Migranten-Milieus identifiziert
Hilfreich ist die Studie laut Hoofe aber vor allem deshalb, weil sie nicht mehr die Herkunftsländer der Migranten in den Mittelpunkt stelle, sondern erstmals acht Migranten-Milieus identifiziere. Dabei zeige sich, dass sich die Milieus weniger als vermutet nach der ethnischen Herkunft unterschieden. "Wir können nicht von der Herkunft der Migranten auf deren individuelle Wertvorstellungen und Lebensstile schließen", erklärte der Staatssekretär. Menschen unterschiedlicher Herkunft, die sich im selben Umfeld bewegten, seien sich ähnlicher als ihre Landsleute aus einem anderen Milieu.

Die meisten Milieus seien darüber hinaus um Integration bemüht und verstünden sich als Angehörige der multikulturellen deutschen Gesellschaft, so Hoofe weiter. Allerdings wurden in der Studie auch drei Gruppen identifiziert, die aktiv oder passiv die Integration verweigerten. Dazu gehört nach Angaben von Sinus-Geschäftsführer Berthold Flaig auch das religiös-verwurzelte Milieu. Diese Gruppe sei stark von den sozialen und religiösen Traditionen ihrer Herkunftsregion geprägt. Die zahlenmäßige Bedeutung dieser Gruppe sei vermutlich aber sehr gering.