Beckstein: Erster Protestant an Bayerns Spitze

"Hauptsache Christ"

Den Segen des Münchner Kardinals Friedrich Wetter hatte sich Günther Beckstein schon vor fast zwei Jahren geholt. Heute wurde Beckstein zu Bayerns erstem protestantischen Ministerpräsidenten gewählt. Vor 50 Jahren noch undenkbar.

 (DR)

"Er hat mir versichert, dass das überhaupt keine Rolle spielt, ob der Ministerpräsident evangelisch oder katholisch ist: Hauptsache Christ", so Beckstein vor zwei Jahren nach dem Treffen mit dem Kardinal.

Unspektakulär im Reihenbungalow
Der Vater dreier Kinder lebt mit seiner First-Lady Marga völlig unspektakulär in einem kleinen Reihenbungalow im Nürnberger Trabantenstadtteil Langwasser. Anzüge kaufte er bisher einmal im Jahr in der Fabrik. Äußerlich auffällig wird der Franke mit den markanten Augenbrauen sonst nur beim Hochfest des fränkischen Faschings in Veitshöchheim, wo er regelmäßig durch originelle Kostüme aus der Politikerkaste hervorsticht. Auch als Kaiser Heinrich II., Gründer des Bistums Bamberg, hatte er sich schon für ein Buchprojekt zur 1.000-Jahr-Feier ablichten lassen. Das Bild erschien aber nie und ist seitdem unter Verschluss.

Becksteins Karriere ist mit der seines Vorgängers Edmund Stoiber eng verbunden: Beide studierten Jura, promovierten und engagierten sich in der Jungen Union. 1974 zogen der Franke wie der Oberbayer in den Landtag ein, ab 1988 wurde Beckstein unter Innenminister Stoiber Staatssekretär. 1993 beerbte er ihn im Amt des Ministers und war seit 2001 dessen Stellvertreter an der Spitze des Freistaats.

Jetzt sitzt der glühende Anhänger des 1. FC Nürnberg bald selbst im Chefsessel, es sei denn, Stoiber überlegt es sich in letzter Minute doch noch einmal anders, wie immer wieder spekuliert wird.

Seit 1996 Mitglied der bayerischen Landessynode
Seine christlichen Überzeugungen brachte Beckstein als junger Mann im CVJM zur Geltung, seit 1996 gehört er der bayerischen Landessynode der evangelischen Kirche an. Aber auch in katholischen Gefilden scheint er sich wohl zu fühlen, vor allem im Erzbistum Bamberg, in dessen Gebiet der Stimmkreis des designierten Regierungschefs liegt.

Zum Religionsunterricht und zum Schulkreuz gibt es für Beckstein keine Alternative. Christen sollten im interreligiösen Dialog die eigenen Standpunkte nicht aufgeben, meint er. Deswegen sei es wichtig, christliche Feiertage wieder mit Inhalten zu füllen. Das Verhältnis des Innenministers zu den Kirchen war nicht immer reibungslos, gilt er doch manchen wegen seiner Ausländerpolitik als Hardliner. 1994 schloss er Polizeieinsätze zur Räumung von Kirchen mit Asylbewerbern nicht aus.

Law-and-order-Mann, kein Poltergeist
"Man muss in diesem Amt ja auch unangenehme Dinge tun - Menschen abschieben, ausweisen oder einsperren", rechtfertigte er sich. Doch die Diskussionen gerade in der Synode hätten ihn "sehr weitergebracht". 2004 ließ er in Bamberg mit dem Satz aufhorchen, wenn es darum gehe, Menschen in Not zu helfen, sei es besser, einen Asylbewerber zu viel anzuerkennen als einen zu wenig.

Beckstein hat seinen Ruf als Law-and-order-Mann stets gepflegt. Doch war er nie ein Poltergeist. Statt markigen Aussagen, wie sie vor allem in bayerischen Bierzelten gut ankommen, bevorzuge er das sachorientierte Gespräch, erzählen Leute, die ihn sehr gut kennen. Das sei schon früher so gewesen - selbst wenn er sich gegen die Parteiführung stellte, etwa nach dem Kreuther Trennungsbeschluss 1976: Damals habe Beckstein massiv Widerstand geleistet. Und mit dem damaligen CDU-Generalsekretär Heiner Geißler gesprochen. Die Überlegungen gingen bis zur Gründung eines CDU-Landesverbandes in Bayern.