Familienatlas: Nur zwölf von 439 Kreisen besonders kinderfreundlich

Wo Familien am besten leben

Lediglich zwölf der 439 Landkreise und kreisfreien Städte Deutschlands zählen zu den familienfreundlichen "Top-Regionen". Das ist Ergebnis des vom Forschungsinstitut Prognos und der Wochenzeitung "Die Zeit" erstellten "Familienatlas 2007". Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen warnte die Kommunen davor, das Thema Familienfreundlichkeit nur am Rande zu behandeln.

 (DR)

Zu den kinderfreundlichsten Regionen Deutschlands zählen Nordfriesland, Schleswig-Flensburg, Potsdam, der Main-Tauber-Kreis, Kitzingen, Erlangen, Bernkastel-Wittlich, Landau, Baden-Baden, Tübingen, Breisgau-Hochschwarzwald und Garmisch-Patenkirchen. In diesen Regionen seien die Bedingungen für Familien in den Bereichen Wohnen, Bildung, Freizeitangebote sowie der Vereinbarkeit von Familie und Beruf besonders gut. Zugleich stimmten die wirtschaftlichen und demografischen Rahmenbedingungen. Zu den "Verlierern" zählen ausschließlich Kreise im Westen der Bundesrepublik, darunter sowohl ehemalige Kohle- und Stahlregionen in Nordrhein-Westfalen als auch Gegenden entlang der früheren innerdeutschen Grenze.

Umdenken in der Wirtschaft
"Erst ziehen die Familien weg und dann die Wirtschaft", so von der Leyen. Umgekehrt siedelten sich Betriebe auch nur dort an, wo Familien lebten. Vor allem westdeutsche Städte und Landkreise müssten ihre Potenziale ausbauen. "Regionen, in denen Familien sich wohlfühlen, sind auch ökonomisch für zukünftige Herausforderungen gewappnet", sagte die Ministerin. Nicht zuletzt wegen des zunehmenden Mangels an Fachkräften erkenne das auch die Wirtschaft und engagiere sich verstärkt für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Der Familienatlas ermögliche es Städten und Kreisen, Stärken herauszustellen und die Schwachstellen aktiver anzugehen, so von der Leyen.

Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, Ludwig Georg Braun, unterstrich, der Erfolg von Betrieben im Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiter hänge immer stärker davon ab, wie attraktiv eine Region für Familien sei. Insbesondere Bildung sei eine wichtige Voraussetzung für eine gesunde Wirtschaftsförderung. Er wies auch darauf hin, dass neben der Kinderfreundlichkeit künftig auch mehr für die Älteren getan werden müsse. Auch das Angebot für sie sei ein wichtiger Standortfaktor.

Bundesländer "besser als erwartet"
Von der Leyen hob hervor, insgesamt schnitten insbesondere die neuen Bundesländer "sehr viel besser ab als erwartet". So profitierten einige Regionen etwa von den rückläufigen Schülerzahlen, sofern sie nicht entsprechend Lehrkräfte entlassen hätten. In vielen kleineren und mittleren Städten seien Klassengrößen von rund 16 Schülern normal. Zugleich sei die Abwanderung zwischen 2000 und 2005 in einzelnen Städten deutlich zurückgegangen. Im untersuchten Bereich "Wohnen und Wohnumfeld" lägen dagegen Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Hessen und Bayern klar vorn, erläuterte die Ministerin. Die besten Freizeitangebote fänden sich unter anderem in Süddeutschland sowie im äußersten Norden des Landes.


Der im Auftrag des Bundesfamilienministeriums erstellte Familienatlas erschien erstmals 2005 und wurde seitdem methodisch deutlich überarbeitet. Die Studie soll Potenziale und Unterschiede aufzeigen und dadurch Anregungen für Handlungsmöglichkeiten geben. Der nächste Familienatlas soll 2009 erscheinen.