Kanzleramtschef Thomas de Maizière zum Tag der deutschen Einheit

Erst 2020 gleiche Verhältnisse

Kanzleramtschef Thomas de Maizière (CDU) rechnet erst in über einem Jahrzehnt mit gleichwertigen Lebensverhältnissen in Ost- und Westdeutschland. Bis 2020 würden die Zusatzleistungen aus dem Solidarpakt II schrittweise auf null gesenkt, schrieb er in der in Dresden erscheinenden "Sächsischen Zeitung" (Dienstagausgabe). "Dies ist ein realistischer Zeithorizont. Bis dahin kann die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse auf wirtschaftlichem Gebiet in ganz Deutschland erreicht werden", sagte Maizière.

 (DR)

De Maizière schlug zudem einen Tag vor dem Tag der Deutschen Einheit vor, nicht mehr von alten und neuen Ländern zu sprechen. Es gebe "nicht mehr das typische Ost- und Westdeutschland, sondern 16 verschiedene Bundesländer", schrieb er in dem Blatt. "Und deshalb sollten wir unseren Sprachgebrauch heute überdenken" und nicht mehr von alten und neuen Ländern, sondern von den ost-, den süd-, den west- und den norddeutschen Bundesländern sprechen.

Auch sollte man "nicht mehr vorschnell von 'Ossi' und 'Wessi', sondern von Hamburgern und Thüringern, von Bayern und vor allem von Sachsen reden", betonte de Maizière, der im Freistaat mehrere Ministerämter innehatte.

Zwischen 1991 und 2006 ging die Bevölkerungszahl in den neuen Ländern insgesamt um 1,3 Millionen zurück. "Dahinter stehen Abwanderungen in den Westen und niedrige Geburtenzahlen. Die Zahl verdeckt aber auch viele Zuwanderungen aus dem Westen", sagte der Kanzleramtschef. Mehr als ein Drittel der heutigen Bevölkerung habe die DDR nicht mehr bewusst erlebt. Es sei aber zu einem "wünschenswerten Miteinander" zwischen Ost und West in beiden Teilen des Landes gekommen.