Die Kirchen mahnen eine gerechtere Verteilung von Gütern an

Erntedankfest in Würde

Zum Erntedankfest am Sonntag haben die Kirchen eine gerechtere Verteilung von Gütern angemahnt. Immer mehr Menschen auch in wohlhabenden Ländern fehle es am Nötigsten, kritisierte der katholische Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst. Weitere evangelische und katholische Bischöfe riefen zum sorgsamen Umgang mit der Schöpfung auf.

 (DR)

"Gerecht sind Verhältnisse, in denen alle in Würde haben können, was zum Leben notwendig ist", erklärte der stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der Thüringer Landesbischof Christoph Kähler, am Freitag in Eisenach.

Zugleich kritisierte Kähler den Transport von Nahrungsmitteln über große Entfernungen ohne Rücksicht auf die jeweiligen Angebote in einzelnen Gebieten. Angesichts des Klimawandels wachse allmählich die Einsicht, wie «unsinnig» solche Transporte kreuz und quer durch Deutschland seien. Stattdessen wäre es notwendig, die Landwirte in den eigenen Regionen zu stärken, stellte Kähler fest.

Evangelische und katholische Bischöfe in Baden-Württemberg riefen zum sorgsamen Umgang mit der Schöpfung auf. Der württembergische evangelische Landesbischof Frank Otfried July sagte anlässlich des Erntedankfestes, die Natur stehe nicht nur für die Bedürfnisse des Menschen zur Verfügung, sondern müsse geschützt und gepflegt werden. Der evangelische badische Bischof Ulrich Fischer forderte dazu auf, Produkte der heimischen Landwirtschaft zu kaufen.

Der Freiburger katholische Erzbischof Robert Zollitsch sagte, die Verbraucher sollten jene unterstützen, die in der Agrarwirtschaft und in der Lebensmittelproduktion ethische Maßstäbe einhielten und sich dem Wohl der Menschen, dem Schutz der Natur sowie der Verantwortung für die kommenden Generationen verpflichtet wüssten.

Der evangelische Theologe und Sozialethiker Nikolaus Schneider kritisierte maßloses Gewinnstreben in der Wirtschaft. "Gewinne zu machen, darf nicht zu einem Wert an sich - einem Götzen - werden", mahnte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland in einem Interview der in Hamm erscheinenden Wochenzeitung "Neue Bildpost". Die "Maßlosigkeit, die in den letzten Jahren oft zu erleben war", hänge auch mit der Globalisierung zusammen, "die ihre Ethik erst neu finden muss".

Schneider kritisierte insbesondere "eine Art Kasinokapitalismus" im Umgang mit Aktien. Die Finanzwelt habe sich von der realen Wirtschaftswelt entfernt. Unternehmen müssten bei ihren Gewinnen nach dem Wohl der eigenen Firma, aber auch des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umfelds fragen.

Mit dem Erntedankfest am Sonntag (30. September) erinnern Christen an den engen Zusammenhang von Mensch und Natur. Gott für die Ernte zu danken, gehörte zu allen Zeiten zu den religiösen Grundbedürfnissen. Traditionell werden die Altäre zum Abschluss der Ernte mit Feldfrüchten festlich geschmückt. Auch Kindern soll das Erntedankfest die Zyklen des Jahreslaufes und der Nahrungsproduktion bewusst machen.