Manfred Kanther propagierte jahrelang Rechtsgehorsam und hielt sich selbst nicht daran

Der Mann mit den eisernen Prinzipien

Er galt als der Prototyp des "Law-and-Order"-Politikers. Bei der politischen Linken in Deutschland war Manfred Kanther deshalb verhasst. Dass ausgerechnet er, der jahrelang mit zackigem Tonfall den Rechtsgehorsam propagierte, jetzt als vorbestraft gilt, mag manchem als Ironie der Geschichte erscheinen. Kanther selbst fühlt sich einfach nur ungerecht behandelt. Die Veruntreuung von Geldern in Millionenhöhe zulasten der Hessen-CDU sieht er bis heute als politischen Fehler, nicht aber als Straftat.

Autor/in:
Guido Heisner und Sabine Meuter
 (DR)

Dabei hatte die politische Karriere des Vaters von sechs Kindern so gut begonnen. Dass die hessische CDU in den 70er Jahren nach einem langen Schattendasein einen steilen Aufschwung erlebte, war nicht zuletzt Kanther zu verdanken. Der hochgewachsene, gebürtige Schlesier trimmte gemeinsam mit dem damaligen Vorsitzenden Alfred Dregger die Union im "roten Hessen" auf einen konservativen Kurs.

Schon damals stieß Kanthers Ruf nach "Recht und Ordnung" auf breiten Zuspruch, schließlich waren die 70er Jahre die Zeit der Hausbesetzungen und des RAF-Terrors. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Kanther Ex-Kanzler Helmut Kohl (CDU) auffiel. Der holte den einstigen Oppositionschef im Wiesbadener Landtag 1993 nach Bonn und übertrug ihm den Posten des Bundesinnenministers. Dies blieb Kanther bis 1998.

In Bonn fiel Kanther durch seine stets geschliffenen Worte auf. Gegenüber Journalisten wirkte er zugleich unnahbar. Entsprechend dem in seinem Arbeitszimmer hängenden Bild vom "Alten Fritz", dem Preußenkönig Friedrich II., war auch seine Arbeitsweise: preußisch, akribisch und zuverlässig.

Die Verschärfung des Asylrechts, die Verbesserung der inneren Sicherheit und die konsequente Bekämpfung von Verbrechen waren Schwerpunkte seiner Arbeit. Vehement und engagiert warb er dafür im Bundestag, vor der Presse und in Wahlkämpfen. Das Gesetz gegen die Geldwäsche und gegen das Verschieben von Geldkoffern ins Ausland schien ihm ein Herzensanliegen.

Mit dem Auffliegen des CDU-Schwarzgeldskandals begann ein steiler Abstieg. Kanther sah sich plötzlich dem Vorwurf ausgesetzt, dass Anspruch und Wirklichkeit bei ihm auseinanderklaffen. Als er im Januar 2000 zugab, dass die Hessen-CDU über ein schwarzes Auslandskonto verfügt, von dem aus Millionenbeträge als jüdische Vermächtnisse getarnt an die Partei zurückgeflossen waren, löste dies bundesweit Bestürzung aus. Kanther selbst legte wenig später sein Bundestagsmandat nieder, um der "Treibjagd" gegen ihn ein Ende zu setzen.