Bauern-Ehepaar erfüllte sich Lebenstraum - Schweizer Star-Architekt Zumthor entwarf die Pläne

Markante Kapelle auf Eifel-Acker

Fast trotzig steht der markante, 15 Meter großer Steinblock auf einem Feld bei Wachendorf in der Eifel. Im Inneren bietet das ungewöhnliche Bauwerk den Besucher Stille für Meditation und Gebet. Vor drei Monate wurde die Bruder-Klaus-Kapelle der Bauernfamilie Scheidtweiler eingeweiht und so ungewöhnlich wie das Aussehen des Gotteshauses ist auch seine Entstehungsgeschichte. Von den Wallfahrern wird die Kapelle in den ersten drei Monaten nach der Weihe gut angenommen.

 (DR)

"Die Planung und der Bau der Kapelle war eine spannende und bereichernde Zeit", erinnert sich Trudel Scheidtweiler, Ehefrau von Landwirt und Bauherr Hermann-Josef Scheidtweiler. Erbaut wurde die Kapelle zu Ehren des Schweizer Einsiedlers Bruder Klaus (1417-1487). "Mein Mann ist in der katholischen Landjugendbewegung verwurzelt, deren Schutzpatron der heilige Nikolaus von Flüe ist. In dessen Heimat, einem wunderschönen Dorf in den Schweizer Bergen, haben wir schon Wallfahrten unternommen", erzählt Trudel Scheidtweiler. Eines Tages habe ihr Mann ihr auf einem Spaziergang den Plan unterbreitet, dem Schutzpatron eine Kapelle zu errichten.

"Ich war von dieser Idee auf Anhieb fasziniert, und ein geeigneter Platz für die Kapelle war auch rasch gefunden: Eines unserer Felder liegt auf einem Hügel mit Blick auf die Kölner Bucht und das Siebengebirge", berichtet die Bauherrin. 1998 erfuhr Hermann-Josef Scheidtweiler , dass ein gewisser Peter Zumthor aus der Schweiz den Wettbewerb für den Bau des Diözesanmuseum Kolumba in Köln gewonnen hatte. "Ein Schweizer Architekt für einen Schweizer Einsiedler - einfach perfekt", befand das Ehepaar Scheidtweiler und schrieb dem Architekten einen Brief, in dem sie von ihrem Vorhaben berichtete.

Trotz Forderung eines hohen Honorars - auf das er später größtenteils verzichtete - sei Zumthor von der Idee angetan gewesen, nicht zuletzt wegen der Sympathie seiner Mutter für den Heiligen Nikolaus von Flüe. Das Angebot Zumthors, ihn doch einmal in Köln für einen Besuch auf dem Heidehof der Scheidtweilers abzuholen, ließ sich das Ehepaar also nicht entgehen.

"Unser erstes Treffen war ein voller Erfolg; wir haben uns gut verstanden, und auch unser Feld hat den Architekten sehr beeindruckt", weiß Trudel Scheidtweiler zu berichten. Bis das Ehepaar aber tatsächlich konkrete Pläne von Zumthor erhielt, sei noch einige Zeit verstrichen. "Peter Zumthor ist schließlich dafür bekannt, dass er seine Pläne nicht mal eben beim Duschen entwirft", erzählt sie.

Als nach rund sieben Jahren der Planung endlich die zweijährige Bauphase begann, sei alles "Hand in Hand" gegangen. "Neben den Fachleuten und Firmen, die für einen Sonderpreis gearbeitet haben, stellten unser Sohn Volker und seine Mitarbeiter ihre Maschinen zur Verfügung. Aber auch Verwandte, Freunde und ehrenamtliche Mitarbeiter haben uns tatkräftig unterstützt", blickt Trudel Scheidtweiler zurück.

Der Innenraum des fünfeckigen, fensterlosen Betongebäudes ist spärlich ausgestattet. Neben einer Bruder-Klaus-Statue, einem Kerzenständer, und einem Meditations-Zeichen steht nur eine Bank im dunklen Innenraum. Eine besondere Faszination machen die Lichteffekte im Gebäude aus. "Sonnenlicht fällt nur durch eine kleine Deckenöffnung in die Kapelle, doch dann fangen die vielen Glashalbkugeln in den Löchern der Wände wunderschön an zu glitzern, und bei Regen bildet sich auf dem Boden sogar ein kleiner See", schwärmt Trudel Scheidtweiler.

So ist es kein Wunder, dass das ungewöhnliche Bauwerk Interessierte aus der nahen und ferneren Umgebung anlockt: "Unsere Kapelle wird von den Besuchern sehr gut angenommen. Fast alle stellen ihre Autos auf einem Parkplatz im Ort ab und gehen die zwölf Minuten hoch zur Kapelle zu Fuß. Das soll auch so sein, schließlich handelt es sich bei unserer Kapelle für Bruder Klaus um einen kleinen Wallfahrtsort - und dahin geht man schließlich zu Fuß".