Verhandlungen offenbar schwierig - Steinmeier für Ausweitung des Bundeswehreinsatzes

Bemühungen um deutsche Afghanistan-Geisel

Die Bemühungen um die Freilassung des in Afghanistan entführten Deutschen gestalten sich offenbar schwierig. Der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Gernot Erler (SPD), sagte am Montag, die Verhandlungen seien offensichtlich "schwieriger als in anderen vorangegangenen Fällen". Nach Angaben des Auswärtigen Amtes arbeitet der Krisenstab weiterhin intensiv daran, den Bauingenieur unversehrt freizubekommen.

 (DR)

"Wir verlassen uns hier auf die Verhandlungsführung"
Rudolf B. war am 18. Juli gemeinsam mit seinem später erschossenen Kollegen Rüdiger D. in Afghanistan entführt worden. Die Mitarbeiter eines in Kabul ansässigen Unternehmens wurden in der afghanischen Provinz Wardak, 100 Kilometer südwestlich der Hauptstadt, verschleppt.

Erler sagte, der Krisenstab in Berlin werde von den Behörden in Kabul ständig informiert. Einen direkten Kontakt zwischen der Bundesregierung und den Entführern gibt es seinen Angaben nach nicht. "Wir verlassen uns hier auf die Verhandlungsführung der afghanischen Regierung, die Kontakt zu den Entführern hat", sagte der SPD-Politiker. Er betonte: "Wir haben keinen Grund zu zweifeln, dass alles tatsächlich von der afghanischen Regierung getan wird, um den deutschen Bauingenieur, der noch in Haft ist, zu befreien."

Im Fall der südkoreanischen Geiseln geht Erler nicht von einem militärischen Eingreifen aus. "Es sieht nach den offiziellen Angaben nicht so aus, dass ein solcher Versuch gemacht wird", sagte der Staatsminister. Man wisse inzwischen, dass die südkoreanischen Geiseln auf möglicherweise bis zu neun verschiedene Gruppen verteilt worden seien.

Steinmeier für Ausweitung des deutschen Einsatzes
Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sprach sich derweil für eine Ausweitung des deutschen Einsatzes am Hindukusch aus. "Ich plädiere dafür, unsere Hilfe bei der Ausbildung und Ausrüstung der afghanischen Armee auszuweiten", sagte er. Erst wenn "die Afghanen selbst die Sicherheit im Land garantieren können", sei die Aufgabe der Deutschen "dort erledigt".

Zugleich warnte der SPD-Politiker davor, die Verlängerung der Bundeswehr-Mandate in Afghanistan in Frage zu stellen. "Wenn wir jetzt aufgeben, dann haben die Taliban ihr Ziel erreicht." Allerdings seien gerade im militärischen Kampf gegen die Taliban auch Fehler gemacht worden. "Um es klar zu sagen: Jeder tote Zivilist ist ein Opfer zu viel", betonte der Außenminister.

Der Parlamentarische Staatssekretär im Verteidigungsministerium, Thomas Kossendey, lehnt ein Aufstocken des Kontingents jedoch ab. Es mangele nicht an deutschen Soldaten am Hindukusch, vielmehr müsse ihr Einsatz besser koordiniert werden, sagte der CDU-Politiker. Ein stärkerer Akzent müsse allerdings beim zivilen Aufbau gesetzt werden.

Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Ruprecht Polenz (CDU), hob ebenfalls hervor, der Westen müsse in erster Linie mehr dafür tun, am Hindukusch einheimische Polizisten und Soldaten auszubilden. Der militärische Part müsse allmählich schon deshalb von afghanischen Sicherheitskräften übernommen werden, damit die ausländischen Soldaten nicht als Besatzungsarmee empfunden würden.