Umweltexperten: Sicherheitskultur bei AKWs verbessern

Weiter Streit um Atomenergie

Im Streit um die Pannenserie in Atomkraftwerken weisen Umweltexperten von SPD und FDP die Warnung der Union vor einem "Feldzug gegen die Kernkraft" zurück. Dies sei eine "absolut unsinnige Behauptung", sagte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Michael Müller (SPD). Der umweltpolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Michael Kauch, hielt der Union eine "falsche Einschätzung" vor.

 (DR)

"Die Reaktorsicherheit muss oberste Priorität haben"
Zwar fordere die FDP ebenso wie die Union eine Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke, doch habe seine Partei "in Bezug auf die Reaktorsicherheit hier eine andere Position", sagte Kauch. Die Reaktorsicherheit müsse oberste Priorität haben. Die jüngsten Störfälle hätten "einige strukturelle Probleme aufgezeigt", die es jetzt abzustellen gelte.

Müller betonte, bei der Atomkraft gehe es "nicht um eine Pommes-frites-Bude, sondern um eine hochriskante Technologie". Nach den Schnellabschaltungen in Krümmel und Brunsbüttel müsse der Betreiber Vattenfall erklären, "weshalb Atomkraftwerke auf einen Spannungsabfall im Netz so empfindlich reagieren." Es sei völlig offen, wie es zu dem Ausfall von Pumpensystemen und elektrischen Einrichtungen kommen konnte, sagte der SPD-Politiker. Er erwarte von Vattenfall, "klar zu sagen, was jetzt für die Nachrüstung der Sicherheitstechnik getan wird".

"Wir sollten künftig genauer hinsehen"
Das beste Signal wäre, wenn der Konzern seine Strategie beende, Reststrommengen auf ältere Kernkraftwerke übertragen zu wollen, fügte Müller hinzu. Er forderte ein schärferes Regelwerk in der Sicherheitskultur. "Wir sollten künftig genauer hinsehen, ob die Kernkraftwerke gegen Flugzeugabstürze geschützt sind, wie es um die Versprödung von Stahl in einem Reaktor bestellt ist oder wie in einem Notfall eine Abschaltung erfolgt." Außerdem sollte im Atomgesetz die Beweislast umgekehrt werden, "so dass künftig die Betreiber ihre Zuverlässigkeit nachweisen müssen".

Auch Kauch plädierte für eine verbesserte Sicherheitskultur. Es gehe darum, mögliche Fehler früher zu entdecken. "Wenn es ein Problem mit Dübeln in einem anderen Kraftwerk gibt, dann überprüfe ich meine auch, ob die sicher sind, auch wenn es ein anderer Hersteller ist, und ich mache nicht nur das, was die Behörde mir sagt", mahnte er.