China: Erste unerlaubte Bischofswahl nach Papstbrief

Hat der päpstliche Brief nichts bewirkt?

Mit Zustimmung der chinesischen Religionsbehörden, aber ohne Einwilligung des Vatikan ist in Peking ein neuer Hauptstadt-Bischof gewählt worden. Der 43-jährige Joseph Li Shan sei von der Patriotischen Vereinigung bestimmt worden und solle die Nachfolge des im April gestorbenen Bischofs Michael Fu Tieshan antreten, meldete der römische Pressedienst Asianews am Mittwoch in Rom. Chinesische Regierungsvertreter hätten die Wahl durch den staatsnahen Kirchenflügel unterstützt.

 (DR)

Aus dem Vatikan gab es bislang keine Stellungnahme. Die Wahl sei ohne Erlaubnis des Vatikan durch ein von Rom nicht anerkanntes Gremium erfolgt, berichtet der Fachinformationsdienst weiter. Allerdings gehöre Li Shan nicht zu den Personen, gegen die der Vatikan Einwände geltend gemacht habe. Nach katholischem Rechtsverständnis kann ein Bischof nur vom Papst ernannt werden.

Es handelt sich um die erste ungenehmigte Wahl eines Bischofskandidaten nach dem China-Brief des Papstes vom 30. Juni. Darin hatte Benedikt XVI. die rund 13 Millionen Katholiken in China zur Gemeinschaft mit Rom aufgerufen. Zudem mahnte er volle Religionsfreiheit an. Das Kirchenoberhaupt betonte, die ohne Zustimmung Roms durch staatliche Stellen angeordneten Bischofsweihen seien illegitim, wenn auch in der Regel gültig.

In den letzten Jahren hatte sich jedoch bei Bischofswahlen in der Volksrepublik offenbar ein stilles Einvernehmen eingespielt. Zudem hatten sich die meisten zunächst ohne vatikanische Zustimmung ernannten Bischöfe später mit dem Papst ausgesöhnt.

Bei Li Shan handelt es sich laut Asianews um einen beliebten Seelsorger. Er sei in Peking geboren, kenne die Situation der Kirche vor Ort gut und sei eng mit der regimenahen Patriotischen Vereinigung verbunden. Er habe sein Land jedoch bislang nicht verlassen und verfüge über keine internationalen Kontakte.