Kirchen fordern verstärkte Anstrengungen für Afrika

Halbierung der Zahl der Armen rückt in weite Ferne

Die beiden großen Kirchen haben von der Bundesregierung ein verstärktes Engagement für Afrika gefordert. Die Gemeinsame Konferenz Kirche und Entwicklung (GKKE) zog am Mittwoch in Berlin eine kritische Zwischenbilanz über die bisherigen Beträge der Regierung zur angestrebten Halbierung der Zahl der Armen bis 2015. Dieses Ziel gehört zu den im Jahr 2000 von der Weltgemeinschaft vereinbarten Millenniumszielen.

 (DR)

In ihrem neuen Bericht über die Armutsorientierung der deutschen Entwicklungspolitik verweist die GKKE darauf, dass der Anteil extrem Armer in Afrika nur unwesentlich gesunken und in absoluten Zahlen sogar gestiegen sei. Diese ernüchternde Bilanz relativiere Fortschritte, die in anderen Regionen erreicht worden seien.

Reformpartnerschaft mit Afrika
Die GKKE unterstützt die Absicht des Entwicklungsministeriums, die Zusammenarbeit mit Empfängerländern wirkungsorientiert zu gestalten und ihnen mehr Eigenverantwortung abzuverlangen. Der Evangelische GKKE-Vorsitzende, Prälat Stephan Reimers, betonte zugleich, dass gerade in Afrika oft die Voraussetzungen für eine verantwortliche Politik erst geschaffen werden müssten. Ein breiter Einstieg in die Budgethilfe solle erst erfolgen, wenn demokratische Entscheidungs- und Kontrollmechanismen funktionierten.

Die GKKE begrüßte das auch von der Bundesregierung favorisierte Konzept einer "Reformpartnerschaft mit Afrika". Sie müsse sich auf notwendige Änderungen in Politik und Wirtschaft afrikanischer Länder ausrichten. Wichtige Ansatzpunkte der Entwicklungszusammenarbeit seien die Bereiche Bildung und Gesundheit. Der Katholische GKKE-Vorsitzende, Prälat Karl Jüsten, betonte, Unwissen und Krankheit seien entscheidende Hemmnisse auf dem Weg aus der Armut. Er verlangte umfassende Programme, die den Betroffenen Rechtsansprüche auf Leistungen eröffneten. Zudem sollten die Chancen einer menschenrechtsorientierten Armutsbekämpfung stärker aufgegriffen werden.

Erfreut zeigten sich die Vorsitzenden der GKKE über den Entwurf des Entwicklungshaushalts für 2008, der einen deutlichen Zuwachs aufweise. Bei aller Bedeutung der Steigerung von Qualität und Wirksamkeit bleibe das Erreichen der Millenniumsziele eine Illusion, wenn die Hilfe für Afrika nicht signifikant erhöht werde.