Türkische Regierung fordert Schutz für nicht-muslimischen Minderheiten - Kardinal Meisner in der Türkei

Warnung vor Angriffen auf Christen

Die türkische Regierung hat die Behörden auf eine erhöhte Gefahr von Angriffen auf Christen hingewiesen. In einem Erlass an alle 81 Provinzen wies Innenminister Osman Günes die Behörden an, Kirchen und Vereinsräume der nicht-muslimischen Minderheiten zu schützen. Der Kölner Erzbischof, Joachim Kardinal Meisner, ist am Freitag zu einer dreitätigen Reise in die Türkei aufgebrochen, er trifft dort auch den Apostolischen Vikar von Anatolien, Bischof Luigi Padovese. Der Italiener ist Leiter des Bistums, in dem vor anderthalb Jahren der Geistliche Andrea Santoro von einem muslimischen Jugendlichen ermordet worden war.

 (DR)

Anzeigen und Hinweise auf geplante Angriffe sollten sehr ernst genommen und untersucht werden, hieß es. Beim geringsten Anlass müssten gefährdete Personen und Einrichtungen Polizeischutz erhalten. Die zuletzt gestiegene Zahl von Anschlägen und Übergriffen auf nicht-muslimische Bürger berge die Gefahr, das Ansehen der Türkei in der Welt zu schädigen, begründete das Innenministerium die Direktive. Außerdem lösten sie Angst, Panik und Resignation bei den Minderheiten aus.

Zahl der Übergriffe gestiegen
In der Türkei wurden in den vergangenen Monaten Kirchen mit Steinen beworfen oder Hassparolen beschmiert. Im osttürkischen Malatya wurden im April drei protestantische Christen - darunter ein Deutscher - zu Tode gefoltert. Wenig später vereitelte die Polizei einen Angriff auf eine Gemeinde im südosttürkischen Diyarbakir. Ein Jugendlicher erschoss 2006 den katholischen Priester Andrea Santoro. In Istanbul wurde im Januar der armenische Journalist Hrant Dink vor seiner Redaktion von einem Jugendlichen erschossen; der Prozess beginnt am Montag.