Bush-Klima-Plan: Politiker und Kirchen appellieren an G8-Staaten

Klima wird Opfer der Machtspiele

Nach der Klimaschutz-Initative von US-Präsident George W. Bush haben Vertreter der Kirchen und Politik die G8-Staaten zu konkreten Vereinbarungen aufgerufen. Der ehemalige UN-Umweltchef Töpfer fordert den Kyoto-Fahrplan nicht zu vertagen. Unterdessen wurde bekannt, dass Bush wegen der Klimaschutzdebatte wohl bereits einen Tag früher als geplant nach Deutschland kommt.

 (DR)

Huber: Kurzfristige Eigeninteressen und Machtspiele
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, sagte: "Der Temperaturanstieg ist leider schon nicht mehr vollständig aufzuhalten. Umso dringlicher geht es um die verpflichtende Festlegung einer Obergrenze von zwei Grad Celsius." Dabei dürfe keine Zeit verloren werden. "Als Kirche werden wir uns nicht damit abfinden, wenn kurzfristige Eigeninteressen und Machtspiele eine Festlegung auf eine verbindliche Absenkung der Kohlendioxid-Emissionen verhindern", sagte Huber.

EU-Chefdiplomat Javier Solana sagte dagegen, er erwarte doch noch einen Durchbruch beim Klimaschutz. Solana sagte, er unterstütze die Klimaziele von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Er sei zuversichtlich, dass die Vereinigten Staaten die Chance nutzen und in Heiligendamm wichtige Weichen zum Schutz des Klimas gestellt würden. "Wir haben eine enorme Verantwortung für unseren Planeten, und wir müssen rasch handeln, wenn wir eine Klimakatastrophe verhindern wollen", sagte Solana. Es sei sehr wichtig, dass China und Indien ihren Entwicklungsprozess umweltfreundlich gestalten.

Bush hatte eine Initiative mit 15 Ländern angekündigt, darunter auch China und Indien, um in dieser Runde zur Treibhausgasbegrenzung zu kommen.

Töpfer: Erfreulich, aber...
Der Umweltpolitiker Klaus Töpfer appellierte am Samstag an die G8-Staaten, trotz US-Präsident George W. Bushs neuer Klimaschutz-Initative Beschlüsse zum Kyoto-Fahrplan nicht zu vertagen. Töpfer sagte, es sei zwar erfreulich, dass endlich auch Bush die Notwendigkeit konkreter Ziele akzeptierte, doch sollten die Entscheidungen der G8 nicht wieder auf eine andere Konferenz verschoben werden.

Der frühere Bundesumweltminister forderte vom G8-Gipfel in Heiligendamm einen verbindlichen Fahrplan für den Weg zu einem Kyoto-Nachfolgeprotokoll. Dieses solle 2012 in Kraft treten und stärkere Emissionsminderungen vorsehen. Die G8 müssten sich im Gipfeltext dafür aussprechen, den Anstieg der Erdtemperatur auf maximal um zwei Grad Celsius zu begrenzen.

Nach einem Vorabbericht der Rostocker "Ostsee-Zeitung" (Samstagausgabe) wird Bush einen Tag früher als erwartet zum G8-Gipfel in Heiligendamm anreisen. Die Präsidenten-Maschine werde bereits am Dienstagabend landen und nicht erst am Mittwoch, weil Bush noch vor Beginn des Gipfels ein Vier-Augen-Gespräch mit Merkel über die Differenzen in der Klimaschutz-Debatte führen wolle, schrieb das Blatt.