Japan, Island und Norwegen wollen weiter Wale jagen

"Alle anderthalb Minuten stirbt ein Wal"

Klimawandel, Beifang, Meeresverschmutzung und neue Wal-Schutzgebiete, das sind die Themen, die die Umweltschutzorganisation WWF gerne auf der Agenda der Konferenz der Internationalen Walfang-Kommission IWC in Anchorage (Alaska, USA) hätte. Zu sehr hätten in den vergangenen Jahren statt inhaltlicher Arbeit Machtspielchen die Konferenzen bestimmt. Nach Ansicht des WWF brauchen Wale und Delfine internationalen Schutz so dringend wie nie. Gerald Dick, WWF-Artenschutzexperte, zu den Tricks der Walfangstaaten, die Fangquoten zu umgehen.

 (DR)

Vor Beginn der 59. Konferenz der Internationalen Walfang-Kommission IWC am 28. Mai in Anchorage (Alaska, USA) fordert der WWF die 76 Teilnehmerstaaten auf, sich wieder dem Walschutz zuzuwenden. "Die Spielchen müssen ein Ende haben", sagt WWF-Walexperte Volker Homes. Zuletzt sei auf IWC-Konferenzen nur noch um Mehrheiten geschachert worden. Die inhaltliche Arbeit sei vollständig zum Erliegen gekommen.

"Klimawandel, Beifang, Meeresverschmutzung, neue Wal-Schutzgebiete - all diese Themen müssen jetzt angepackt werden", so Homes. Außerdem müsse klar gestellt werden, dass es nicht notwendig ist, Wale zu töten, um sie zu erforschen. "Auch dass einzelne Länder immer noch behaupten, Wale fräßen zu viel Fisch und seien deshalb schuld am weltweiten Rückgang der Fischbestände, ist absurd. Dies haben die großen Fischereiflotten zu verantworten."

Nach Ansicht des WWF brauchen Wale und Delfine internationalen Schutz so dringend wie nie. "Alle anderthalb Minuten stirbt ein Wal", kritisiert Homes. Allein in Fischernetzen ertrinken nach WWF-Schätzungen jedes Jahr etwa 300.000 Wale, Delfine und Tümmler, viele Tiere sterben außerdem bei Kollisionen mit Schiffen. Hinzu kommen Umweltgifte, die unter anderem das Immunsystem und die Fruchtbarkeit der Tiere schädigen, sowie die Gefahren, die mit dem Klimawandel verbunden sind. In der vergangenen Woche hatte eine gemeinsame Studie von WWF und der Wal und Delfin Schutzorganisation (WDCS) gezeigt, dass die Meeressäuger durch die Folgen des Klimawandels massiv bedroht sind.

Die Pro-Walfang-Nationen um Japan haben im vergangenen Jahr erstmals seit Jahrzehnten wieder in einer IWC-Abstimmung die Mehrheit erzielt. Damit wurde eine - rechtlich allerdings nicht bindende- Resolution beschlossen, die zum Ziel hat, die seit 1986 verbotene kommerzielle Jagd auf Großwale wieder aufzunehmen. Die Walfang-Gegner haben sich davon distanziert, das Walfang-Moratorium blieb bestehen.

Trotz des Moratoriums jagen Japan und Island weiter, offiziell zu wissenschaftlichen Zwecken. Norwegen hat Einspruch gegen das Verbot erhoben und jagt ebenfalls Wale. Alle drei Staaten setzen ihre Fangquoten selbst fest. Auch stark bedrohte Arten wie der Seiwal werden getötet. Japan geht sogar im antarktischen Walschutzgebiet auf Walfang.