Hochschule für "wertorientiertes Management" eröffnet

Kirche, Management, Spiritualität

Gewinnmaximierung, Rationalisierung, Optimierung - Schlagworte aus der Wirtschaftswelt. Mit ihnen agieren ihre Macher Tag für Tag. Dass sie dabei Moral und Werte nicht völlig aus den Augen verlieren müssen, können Manager und solche, die es werden wollen, nun von Kapuzinern lernen: In Münster wurde in dieser Woche eine neue Hochschule eröffnet, im domradio-Interview erklärt ihr Rektor die Ziele.

 (DR)

Tietmeyer: Management braucht spirituelle Orientierung
Das wirtschaftliche Management braucht nach Überzeugung von Ex-Bundesbankpräsident Hans Tietmeyer ethische und spirituelle Orientierung. Zur Wertediskussion hätten kirchliche und theologische Einrichtungen einen wichtigen Beitrag zu leisten, sagte er am Freitag in Münster bei der Eröffnung des Instituts für Kirche, Management und Spiritualität (IKMS). Die neu gegründete Einrichtung der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Kapuziner forderte Tietmeyer auf, "die Sachgesetzlichkeit der Ökonomie" zu beachten. Der Wirtschaftswissenschaftler ist Schirmherr des IKMS.

Der neue Weiterbildungs-Studiengang steht allen offen, die über mindestens zwei Jahre Berufserfahrung verfügen. Er richtet sich sowohl an Berufstätige, die in ihrem Unternehmen einen Akzent auf wertorientiertes Management setzen wollen, als auch an Theologiestudierende. Für einen akademischen Abschluss ist ein abgeschlossenes Studium an Universität oder Fachhochschule erforderlich. Darüber hinaus ist es auch möglich, mit einer Promotion abzuschließen. Das IKMS kooperiert mit den Universitäten Bochum und Sankt Gallen sowie den Hochschulen Linz und Hall in Österreich.

Spezielle Kurse für Ordensleute
Zielgruppen des neuen Instituts sind Mitarbeiter der Kirche, die Umbrüche und Strukturveränderungen in den Gemeinden oder bei karitativen Einrichtungen gestalten, sowie Unternehmer und Manager, die ihr Unternehmen wertorientiert leiten wollen. Die Resonanz auf das neue Angebot ist nach den Worten von IKMS-Geschäftsführer Gregor Fasel ausgesprochen gut: Mitte März sei das erste Semester mit 130 Studierenden gestartet. Ab dem Sommersemester wird das Institut erstmals einen zweijährigen Kurs "Leitung, Spiritualität und Management" anbieten, der sich speziell an Ordensleute richtet.

Theologie und Wirtschaft könnten viel von einander lernen, unterstrich der Rektor der Kapuziner-Hochschule, Thomas Dienberg. Es bedeute allerdings ein "Risiko", Management und Spiritualität in einen Zusammenhang zu bringen. "Wir haben die Lösung noch nicht, wohin dieser kritisch-konstruktive Dialog führen wird. Aber wir versprechen uns viel davon." Der Münsteraner Weihbischof Friedrich Ostermann gratulierte den Verantwortlichen, "dass Sie sich an einem entscheidenden Punkt den Herausforderungen unserer Zeit stellen". Er hoffe, dass alle Fragebereiche "vor dem ganzen Hintergrund des Menschen" zur Sprache kämen.

Der Vorstandsvorsitzende der Sankt-Franziskus-Stiftung Münster, Rudolf Kösters, bescheinigte dem neuen Institut ein "großes Programm". Mit dem Weiterbildungsstudiengang "Theologia curae", der vier Semester dauere und sich an medizinische, pflegerische, Verwaltungs- und Lehrberufe wende, habe die Kapuziner-Hochschule ihre Übungsphase schon hinter sich. Die Eröffnungsfeier ging mit einem Festvortrag des Wirtschaftswissenschaftlers Robert Krieg von der Universität Sankt Gallen zu Ende. Darin befasste er sich mit dem Thema "Inspiriert und inspirierend führen: Management braucht den ganzen Menschen".