Gewinneinbruch im ersten Quartal - Arbeitskampf ab Freitag

Schwarzer Donnerstag für Telekom

Der Deutschen Telekom steht der größte Arbeitskampf seit der Privatisierung des Unternehmens vor zwölf Jahren bevor. Im Streit mit dem Management um die geplante Ausgliederung des Servicebereichs zu schlechteren Konditionen sprach sich eine große Mehrheit der Telekom-Mitarbeiter in Urabstimmungen der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di für Streik aus. Die Arbeitsniederlegungen sollen bereits am Freitag beginnen.

 (DR)

Anhaltender Kostendruck
Mit der Auslagerung will die Telekom unter anderem dem anhaltenden Kostendruck und Kundenschwund im Festnetzbereich begegnen, der sich im ersten Quartal fortgesetzt und dem Konzern einen Gewinneinbruch beschert hat.

Laut ver.di votierten 96,5 Prozent der 22.114 gewerkschaftlich organisierten und von Ausgliederung betroffenen Mitarbeiter der Festnetz-Sparte für Streik. Insgesamt will das Management von Europas größter Telefongesellschaft rund 50.000 Stellen in eine neue Tochtergesellschaft T-Service ausgliedern.

Dort sollen die Mitarbeiter niedrigere Löhne und Gehälter bekommen und zugleich länger arbeiten. Mit diesem Schritt will die Telekom die finanziellen Verluste in der Festnetz-Sparte durch die anhaltend hohen Kundenabwanderungen zu den Wettbewerbern in den Griff bekommen. Allein im ersten Quartal hatten 588.000 Festnetz-Kunden der Telekom den Rücken gekehrt, das Betriebsergebnis der Sparte war um 18 Prozent geschrumpft.

Im ersten Quartal Gewinneinbruch
Der Konzern erlitt im ersten Quartal deshalb einen Gewinneinbruch: Das Nettoergebnis lag mit 459 Millionen Euro 58 Prozent unter dem Wert des Vorjahresquartals. Den Umsatz steigerte die Telekom in den ersten drei Monaten, vor allem auf Grund eines starken DSL-Geschäfts und des anhaltenden Wachstums im Mobilfunkbereich, leicht um vier Prozent auf 15,45 Milliarden Euro.

Von der dieses Jahr geplanten Kostenreduktion um 2 Milliarden Euro seien bereits 1,1 Milliarden Euro mit Maßnahmen unterlegt, sagte Vorstandschef René Obermann. Im ersten Quartal habe man Einsparungen von rund 400 Millionen Euro erzielt. Die Hälfte davon sei auf die unter Druck stehende Festnetzsparte entfallen. Dennoch zeigten die Zahlen für das erste Quartal, dass der Konzern weiter unter erheblichem Wettbewerbsdruck stehe, betonte Obermann. Er bekräftigte deshalb, dass der Personalumbau mit der geplanten Auslagerung von rund 50 000 Stellen notwendig sei.

Gewerkschaft: Klarer Auftrag
Die Gewerkschaft wertete indes die hohe Zustimmung bei der Urabstimmung als einen "klaren Auftrag" der Beschäftigten. In dem am Freitag beginnenden Arbeitskampf, an dem sich zunächst rund 10 000 Telekom-Beschäftigte beteiligen werden, sollten auch die Privat- und Firmenkunden die Folgen der Streiks zu spüren bekommen, sagte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Lothar Schröder. So müsse mit Verzögerungen bei der Behebung technischer Probleme mit Anschlüssen oder bei der Bereitstellung neuer Anschlüsse gerechnet werden.

Schröder betonte, dass die Gewerkschaft für einen mehrwöchigen Streik gerüstet sei. Er schloss zugleich eine Rückkehr an den Verhandlungstisch aus, sollte die Unternehmensführung kein verbessertes Angebot vorlegen.

Die mit den Streiks einhergehenden Einschränkungen könnten möglicherweise auch den G8-Gipfel in Heiligendamm treffen, räumte Schröder ein. Für das dort im Juni anstehende Treffen der Staatschefs der acht führenden Industrienationen baut die Telekom die Telekommunikations-Infrastruktur auf. Die zwei Telekom-Niederlassungen im Raum Heiligendamm beteiligen sich laut ver.di ebenfalls an dem Arbeitskampf.