Aachener Friedenspreis für Kinderzirkus und Friedensdorf

Zirkus für den Frieden

Unter dem Motto "Tränen, die man lacht, braucht man nicht zu weinen", spielt Juppino mit seinem Kinderzirkus in Flüchtlingslagern, vor allem auf dem Balkan. Für diese Arbeit wurde er jetzt mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet. Zweiter Preisträger ist das Friedensdorf San José de Apartadó in Kolumbien. Die Friedensgemeinden versuchen, dem von 40 Jahren Bürgerkrieg zerrütteten Land, ein wenig Frieden abzutrotzen. Oft unter Einsatz ihres Lebens.

 (DR)

Das 1997 gegründete Friedensdorf werde stellvertretend für alle rund 50 Friedensgemeinden in Kolumbien ausgezeichnet, erklärte der Vorsitzende der Friedenspreisinitiative, Otmar Steinbicker, am Dienstag in Aachen.

Josef Steinbusch (Juppino) zeige mit seinem Kindermitmach-Zirkus Menschen im ehemaligen Jugoslawien, im russischen St. Petersburg und im nordirischen Belfast Wege zu einem friedlichen Miteinander auf, so Initiatoren des Preises.

Juppino zaubert für Kriegskinder
1995 gründete der heute 64-jährige Sozialarbeiter den Zirkus aus Anlass des Krieges im ehemaligen Jugoslawien. Mit ihrer Kreativität und Solidarität zeigen die Kinder und "Juppino", dass auch kleine Leute viel bewegen können.

Als verrückter Zauberclown "Juppino" reist Steinbusch mit dem Kinderzirkus "Pinocchio" in Krisengebiete, um gemeinsam mit den Kindern dort, ein kreatives Zirkusprogramm auf die Beine zu stellen. Mit dabei sind Kinder aus Aachen, die mit und für ihre Altersgenossen in Flüchtlingslagern und Kinderdörfern in Sarajevo, Tuzla, Srebrenica und anderswo zaubern und verzaubern. "Die Kinder freuen sich riesig, wenn sie in Kostüme schlüpfen können", hat der Sozialarbeiter erfahren. "Und sie freuen sich, Applaus und Anerkennung zu bekommen."

Auftritte auch in Aachen
Das gelte nicht nur für Kinder, die ihre Familie durch Krieg, Gewalt oder Krankheiten verloren haben, meint Steinbusch: "Zirkuslachen ist international." Auch in Kindergärten, Schulen oder Behinderteneinrichtungen in der Region Aachen tritt "Pinocchio" auf.

Dort müssen die Besucher bei den Vorstellungen allerdings bezahlen. Die Einnahmen kommen der Zirkusarbeit in Ex-Jugoslawien, Russland und Irland zugute.

Inseln des Friedens in Kolumbien
Seit 40 Jahren herrscht in Kolumbien Bürgerkrieg und ein Ende ist nicht in Sicht. Allein in den vergangenen zwei Jahrzehnten wurden dabei nach Angaben von Menschenrechtlern etwa 70.000 Menschen getötet, die meisten von ihnen Zivilisten. Über drei Millionen Menschen wurden zu Flüchtlingen im eigenen Land, fünf Millionen Kolumbianer sollen im Exil leben.

Fünfzig Gemeinden haben sich in den letzten zehn Jahren zu Friedensdörfern erklärt. Sie pochen auf ihre Neutralität und wehren sich gegen den anhaltenden Bürgerkrieg. San José de Apartadó war die erste dieser Gemeinden und wurde 1997 von 1350 Menschen gegründet.

Zu dem Konzept der Friedensgemeinden gehört neben dem strikten Neutralitätsprinzip im bewaffneten Konflikt, ein Alkoholverbot auf dem Gelände, nachhaltiges Wirtschaften und der Einsatz von regenerativen Energien. Der Bundestagsabgeordnete Hermann Scheer, Träger des Alternativen Nobelpreises, hat die Schirmherrschaft für das Projekt übernommen.

Schutz durch Öffentlichkeit
Schutz bietet bis heute allein die internationale Öffentlichkeit, betont der Aachener Friedenspreis-Verein. Das Friedensdorf San José de Apartadó sei ein zukunftsträchtiges Entwicklungsmodell, das den Bewohnern eine Überlebenschance gebe, aber auch der Regierung einen Ausweg aus dem Bürgerkriegszustand weise, hieß es. Zugleich handle es sich um das "am akutesten von Austilgung bedrohte Friedensdorf der Region".

19 Jahre Aachener Friedenspreis
Der Aachener Friedenspreis wird seit 1988 an Menschen verliehen, die sich an der Basis für Frieden und Völkerverständigung einsetzen. Im vergangenen Jahr wurde der Verein "Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren" geehrt. Verliehen wird die symbolisch mit 1.000 Euro pro Preisträger dotierte Auszeichnung alljährlich am 1. September, dem Antikriegstag.