Afrika-Malaria-Tag: Europäische Hilfswerke wollen Kampf gegen Krankheit vorantreiben

Alle dreißig Sekunden stirbt ein Kind an Malaria

Ein neu gegründeter Zusammenschluss von Verbänden und Hilfsorganisationen will den Kampf gegen Malaria vorantreiben. Die "Europäische Allianz gegen Malaria" werde klare Signale im Kampf gegen die tödliche Krankheit setzen, sagte der Präsident des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Rudolf Seiters, am Dienstag in Berlin. Im domradio erläutert am Afrika-Malaria-Tag Bernd Pastors, Geschäftsführer der action medeor, die

 (DR)

Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) kündigte an, beim Gipfel der sieben wichtigsten Industrienationen und Russlands (G-8) im Juni in Heiligendamm auf mehr Geld für die Bekämpfung von Aids und Malaria zu drängen. "Wenn Malaria eine Krankheit wäre, die die Industrieländer bedroht, gäbe es schon längst genug Medikamente, die schnell einsetzbar wären", sagte sie. Spezielle Moskitonetze, die mit Insektiziden behandelt wurden, könnten die Sterblichkeit um rund 20 Prozent senken, bei kleinen Kindern sogar um die Hälfte, sagte DRK-Präsident Seiters weiter.

Jörg F. Maas, Geschäftsführer der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung, sagte, um Malaria weltweit zu bekämpfen seien rund 3,2 Milliarden US-Dollar im Jahr nötig. 2004 seien aber nur 0,6 Milliarden US-Dollar für Vorbeugung und Behandlung ausgegeben worden.

Neben dem DRK und der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung gehören der "Europäischen Allianz gegen Malaria" acht weitere Organisationen aus fünf europäischen Ländern an. Der Zusammenschluss wird von der Gates-Stiftung mit sechs Millionen Euro für drei Jahre gefördert. Partner der Allianz ist das Medikamenten-Hilfswerk "action medeor".

Die Botschafterin des Hilfswerkes "action medeor", Anke Engelke, appellierte an Wissenschaft und Medizin, mehr Prävention und Aufklärung zu leisten. Zudem wüssten viele Afrikaner nicht genug über die Krankheit und mögliche Schutzmaßnahmen. Das UN-Kinderhilfswerk Unicef betonte, dass Moskitonetze die Kindersterblichkeit drastisch senken könnten. Derzeit sterbe alle 30 Sekunden ein Kind an Malaria. Durch geeigneten Schutz könne die Kindersterblichkeit um bis zu 25 Prozent gesenkt werden.

Das aktuelle Stichwort: Malaria
Malaria ist eine der ernsthaftesten tropischen Infektionskrankheiten. Jedes Jahr sterben daran zwischen einer und drei Millionen Menschen, 90 Prozent von ihnen in Schwarzafrika.

Typische Symptome sind Fieberschübe, Schüttelfrost, Glieder- und Kopfschmerzen. Die gefährlichste Form, Malaria tropica, kann insbesondere bei kleinen Kindern innerhalb weniger Stunden zum Tod führen. In Afrika stirbt nach UNICEF-Angaben alle 30 Sekunden ein Kind an Malaria.

Rechtzeitig behandelt kann die Krankheit meist geheilt werden. Für die Versorgung aller Kranken mit wirksamen Medikamenten sei aber noch mehr Geld nötig, mahnen die Vereinten Nationen. Jedes Jahr erkranken weltweit etwa 300 bis 500 Millionen Menschen.

Am 25. April 2000 unterzeichneten 44 Staats-und Regierungschefs im nigerianischen Abuja eine Erklärung zum Kampf gegen die Ausbreitung von Malaria. Daran wird jährlich am Afrika-Malaria-Tag am 25. April erinnert.

Erreger der Malaria sind Plasmodium-Parasiten, die durch den Stich der weiblichen Anopheles-Mücke übertragen werden. Mittlerweile sind die Erreger in vielen Ländern weitgehend immun gegen das gängige Medikament Chloroquin, die Anopheles-Mücken gegen die verwendeten Insektizide.
Hilfsorganisationen und die Vereinten Nationen setzen bei der Behandlung von Malariakranken auf neue Kombinationspräparate auf Grundlage des Wirkstoffs Artemisinin. Die neuen Medikamente sind aber teurer als Chloroquin und ebenso wie mit Insektenschutzmitteln imprägnierte Moskitonetze für viele nicht bezahlbar. Eine Schutzimpfung gibt es noch nicht.

Für Reisen in Gebiete mit hohem Malariarisiko empfiehlt das Robert-Koch-Institut eine Chemoprophylaxe mit Medikamenten. Auch Moskitonetze und geeignete Kleidung bieten Schutz gegen Mückenstiche. Im Jahr 2005 wurden in Deutschland 628 Malariakranke gemeldet, die sich zumeist in Afrika infiziert hatten.