Marx und Diakonie: Kritik an Gesellschaftsentwicklung

Gegen primitiven Kapitalismus

Die Schere zwischen Armut und Reichtum geht in Deutschland immer weiter auseinander. Davor hat am Wochenende die Diakonie in Sachsen gewarnt. Vor allem die Menschen am Rand der Gesellschaft würden vom aktuellen wirtschaftlichen Aufschwung nicht erfasst. Einen stärkeren Einsatz für Menschen ohne Arbeit verlangt auch der Trierer Sozialbischof Reinhard Marx.

 (DR)

"Aktion Arbeit"
Die Gesellschaft dürfe nicht zulassen, dass sich ein primitiver Kapitalismus durchsetze, der sich gegen die Arbeit richte und sie verrate, sagte der katholische Sozialbischof Reinhard Marx am Sonntag bei einem Gottesdienst im Trierer Dom. Im Mittelpunkt der Wirtschaft müsse der Mensch stehen, nicht das Kapital, betonte der Trierer Bischof, der die Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen der Deutschen Bischofskonferenz leitet. Er fordert einen stärkeren Einsatz für die Menschen, denen der Zugang zur Arbeitswelt verwehrt ist.

Marx sprach zum Auftakt der "Aktion Arbeit", einer Kampagne gegen Arbeitslosigkeit im Bistum Trier, zu deren Auftakt auch der saarländische Regierungschef Peter Müller (CDU) gekommen war.

Diakonie in Sachsen für Neuauflage eines Sozialwortes
"Wir können uns aus den Konflikten zwischen Kapital und Arbeit, Markt und Gerechtigkeit nicht heraushalten", sagt auch Christian Schönfeld, Direktor der sächsischen Diakonie.

"Weltmarkttauglichkeit wird zur Latte, an der sozialstaatliche Unterstützungsleistungen gemessen werden." Zugleich unterliege Erwerbsarbeit einem "dramatischen Wertezerfall" und werde ihrer Würde beraubt. "Eine Million Menschen arbeitet Vollzeit und ist dennoch so arm, dass sie sich mit Arbeitslosengeld II aufhelfen lassen müssen."

Schönfeld hat sich auf der sächsischen Frühjahrssynode für eine Neuauflage des Sozialwortes der Kirchen ausgesprochen. Das Eintreten für Solidarität und Gerechtigkeit gehöre unabdingbar zur Verkündung des Evangeliums. Die evangelische und katholische Kirche hatten 1997 ein gemeinsames Sozialwort veröffentlicht, in dem sie sich zur wirtschaftlichen und sozialen Lage in Deutschland äußerten.