Kämpfe in Somalia: Zivilisten, Helfer und Medien unter Beschuss

Mogadischu braucht Hilfe

Seit einer Woche liefern sich Regierungstruppen und Islamisten in Somalias Hauptstadt heftigste Gefechte. In Mogadischu ist die Zahl der Todesopfer auf mindestens 250 gestiegen. Niemand zählt die Toten auch die Mitarbeiter der Hilfsorganisationen vor Ort sind auf der Flucht. Ein Mitarbeiter ist erschossen worden. Im domradio Interview berichtet Wolfgang Fritz, Somalia-Referent bei Caritas International, von den bedrückenden Erfahrungen der Partnerorganisationen der Caritas vor Ort.

 (DR)

Regierungstreue Truppen, unterstützt von äthiopischen Truppen, liefern sich Gefechte mit islamistischen Clan-Milizen, ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung. Auch Hilfsorganisationen und Medieneinrichtungen werden zum Ziel der Angriffe mit Granaten und schwerer Artillerie.

Am Freitag wurde ein Hospital von "Ärzte ohne Grenzen" beschossen, wie Sprecherin Susan Sandars am Montag in Nairobi erklärte. Das Gebäude wurde dabei schwer beschädigt. Patienten müssten unter offenem Himmel oder in Zelten operiert werden auch in den wenigen funktionierenden Krankenhäusern, weil der Andrang so groß sei.

Internationale Hilfe ist dringend notwendig
Caritas-Referent Wolfgang Fritz fordert ein Eingreifen der UN in den Konflikt, um die Parteien an den Verhandlungstisch zu bringen.
Die Situation eskaliert. Nahrungsmittel und vor allem Wasser fehlt. Es drohen Krankheiten und Seuchen, weil die Toten nicht geborgen werden.

Die Zentrale von "Daryeel Bulsho Guud", der Partnerorganisation von Diakonie Katastrophenhilfe und "Brot für die Welt", war mehr als 24 Stunden lang mit Granaten beschossen worden. Vier Wachmänner wurden verletzt. Das Hilfswerk will seine Arbeit nun von einem provisorischen Standort außerhalb Mogadischus fortsetzen, sagte der stellvertretende Direktor Mohamud Kaireh.

Seit 16 Jahren keine zentrale Regierung
Ebenfalls mit Granaten beschossen wurde der unabhängige Radiosender HornAfrik, der wegen seiner kritischen Berichterstattung schon mehrfach von der Übergangsregierung geschlossen worden war. "Das ist kein Zufall gewesen", sagte der Direktor des Senders, Ali Iman Sharmarke, somalischen Medien. Er machte äthiopische Truppen für den Anschlag verantwortlich. Der Sender war am Montag zunächst außer Betrieb.

Somalia hat seit der Flucht des Diktators Siad Barre vor 16 Jahren keine zentrale Regierung mehr. Eine unter internationaler Vermittlung eingesetzte Übergangsregierung war Ende Dezember an der Seite äthiopischer Truppen in Somalia einmarschiert und hatte die "Union islamischer Gerichtshöfe" verjagt, die zu diesem Zeitpunkt Mogadischu kontrolliert hatten. Seitdem kommt es immer wieder zu Kämpfen mit Clan-Milizen und Sympathisanten der vertriebenen Islamisten.