Magdeburger Oberhirte stellt sich im Krippenstreit gegen Mixa

Eine Bischofsmeinung kommt selten allein

Im Streit um den geplanten Krippenausbau ringt die katholische Kirche weiter um eine einheitliche Linie. Dass die Kinderbetreuung in Deutschland vielerorts verbessert werden müsse, stehe außer Frage, sagte der Bischof des Bistums Magdeburg, Gerhard Feige, am Mittwoch am Rande der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Bad Waldsee. Er fügte hinzu: "Familie und Beruf sollten zum Wohl der Eltern und des Kindes vereinbar sein". Feige wandte sich damit gegen den Augsburger Bischof Walter Mixa, der seine harsche Kritik an den Krippenausbauplänen von Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) am Dienstag
erneuert hatte.

 (DR)

Mixa nannte es "inhuman" und gegen die "Würde der Frau", wenn sie ihr Kind maximal ein Jahr betreue, dann aber wieder in die Wirtschaft gehe und wenig Kontakt zum Kind habe.

Feige forderte, dass Eltern, die sich für die Erziehung zu Hause entschieden oder ihre Kinder erst später in eine Kindertagesstätte gäben, durch die Ausbaupläne bei der Kinderbetreuung nicht benachteiligt werden dürften. Die Wahlfreiheit zwischen Familie und Erwerbstätigkeit müsse grundsätzlich erhalten bleiben. Daher gelte es, die Familien insgesamt besser als bisher zu fördern.

Lehmann: Mixa in hohem Maße ideologiegeleitet
Am Dienstag hatte bereits Kardinal Karl Lehmann die Bereitschaft der katholischen Kirche bekräftigt, zum Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen beizutragen. Unter den Bischöfen gebe es in der Frage der Kinderbetreuung keine großen Differenzen, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Dienstag zum Auftakt der Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe in Kloster Reute.

Zur erneuten Kritik des Augsburger Bischofs Walter Mixa an der Familienpolitik von Ministerin Ursula von der Leyen (CDU) sagte er, es gebe kleine Unterschiede in der Formulierung und der Einordnung. Mixas Vorwurf an Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU), ihre Politik sei "in hohem Maße ideologiegeleitet", würde er persönlich so nicht wiederholen.

Lehmann betonte, für die Bischöfe sei klar, dass Elternrechte und die Bedeutung der Familie respektiert werden müssten. Wichtig sei zudem, dass der Ausbau der Kinderbetreuung finanziell nicht zu Lasten der Familien gehe. Auch Berlins Kardinal Georg Sterzinsky betonte, in der Substanz gebe es kaum Differenzen zwischen den Bischöfen. "Bischof Mixa will nichts anderes als wir", sagte er.

Unterschiedliche Formulierungen hingen auch mit unterschiedlichen Voraussetzungen in den jeweiligen Bundesländern und Diözesen zusammen, so Sterzinsky.

Mixa: Kein Druck auf Mütter
Mixa selber verwies darauf, dass sein Bistum Träger von mehr als 430 Kindergärten sei. Ihm komme es darauf an, dass kein Druck auf Mütter ausgeübt werde, nach der Geburt sofort wieder in den Arbeitsprozess einsteigen zu müssen. "Wert und Würde der Familien als kleinste Lebenszellen der Gesellschaft müssen gewahrt bleiben", sagte er. Die Interessen der Wirtschaft dürften keinen Vorrang vor dem Menschlichen erhalten. Seine Wortwahl begründete er damit, dass seine Kritik sonst nicht wahrgenommen würde.

Lehmann verwies darauf, dass die Kirchen in Deutschland rund 1,2 Millionen Kindergartenplätze in rund 18.000 Einrichtungen anböten. Laut Bischofskonferenz sind rund die Hälfte der Kindergärten und Kindertagesstätten in kirchlicher Trägerschaft. Sie stellen damit mehr als 72 Prozent der von freien Trägern angebotenen Plätze.

Frühjahrsvollversammlung bis Freitag
Die 71 Bischöfe, Weihbischöfe und Diözesanadministratoren wollen bis Freitag unter anderem über familienpolitische Fragestellungen wie den Ausbau des Betreuungsangebots für Kinder unter drei Jahren und eine familiengerechte Rentenreform beraten.

Bei einem Studientag geht es am Mittwoch um die Reformprozesse, mit denen die 27 Bistümer auf sinkende Kirchensteuern, abnehmende Katholikenzahlen und die geringer werdende Zahl der Priester reagieren. Die Bischöfe wollen eine Zwischenbilanz der unterschiedlichen Ansätze ziehen und dabei auch nach den Chancen und positiven Veränderungen für die katholische Kirche fragen.

Zudem will sich die Frühjahrsvollversammlung mit Entwicklungen in den digitalen Medien, insbesondere der Darstellung von Gewalt und den neuen virtuellen Welten, wie Second Life, befassen. Ein weiteres Thema ist die Situation des wissenschaftlichen Nachwuchses in der Theologie.

Die Frühjahrsvollversammlung findet traditionell in der Fastenzeit statt. In diesem Jahr wurde sie auf die Zeit nach Ostern verschoben, weil die Bischöfe Anfang März eine Pilgerreise nach Israel und Palästina unternommen hatten.