Dompropst Feldhoff erinnert im domradio an Vorgänger - Requiem am 4. April

Alt-Dompropst Bernard Henrichs verstorben

Der ehemalige Hausherr des Kölner Doms, Dompropst Bernard
Henrichs, ist am Dienstag im Alter von 78 Jahren verstorben. Henrichs wurde 1984 residierender Domkapitular und 1985 Dompropst. Herausragendes Ereignis während seiner Amtszeit war das Domjubiläum 1998, als 1,3 Millionen Menschen zum Dom pilgerten. Der Verstorbene ist in der Kölner Marienkapelle an der Burgmauer ab Montag bis zur Beerdigung aufgebahrt. Das Requiem wird am Mittwoch im Dom stattfinden und vom domradio in Ton und Bild übertragen. Dompropst Dr. Norbert Feldhoff erinnert im domradio an seinen Vorgänger.

 (DR)

Er erfreute sich großer Beliebtheit in der Kirche wie auf gesellschaftlichem Parkett, strahlte einen fröhlichen Glauben aus und trug nicht zuletzt deshalb sogar den „Orden wider den tierischen Ernst": Bernard Henrichs, bis 2. Februar 2004 Dompropst in Köln, ist tot. Er starb am Morgen des 27. März. Henrichs verkörperte wohl das, was man als "rheinischen Katholizismus" bezeichnet. Denn er war der Meinung, dass Humor und Kirche im Rheinland "ein natürliches Verhältnis" hätten: "Schließlich verkünde ich ja die Frohe Botschaft!"

Bernard Leo Martin Henrichs wurde am 10. November 1928 in Opladen geboren. Nach seinem Theologiestudium in Bonn, München und Bensberg empfing er am 23. Februar 1956 durch den Kölner Erzbischof Joseph Kardinal Frings in St. Heribert, Köln-Deutz die Priesterweihe. Anschließend war er bis 1959 Kaplan an St. Michael in Velbert-Langenberg. Nach Tätigkeiten in Düsseldorf als Religionslehrer am Städtischen Cäcilien-Gymnasium sowie als Subsidiar an St. Josef, Oberbilk, und St. Anna, Oberkassel, wurde Henrichs 1963 Pfarrer der Katholischen Hochschulgemeinde in Bonn. In diesem Amt übernahm er 1966 den Vorsitz der Deutschen Studentenpfarrer-Konferenz und 1968 den des Katholischen Akademischen Ausländer-Dienstes. Die Deutsche Bischofskonferenz berief ihn im gleichen Jahr zum Berater der Kommission für Fragen der Wissenschaft und Kultur. Henrichs kehrte 1970 als Pfarrer an St. Paulus nach Düsseldorf zurück und wurde 1972 Stadtdechant der Landeshauptstadt. 1973 ernannte ihn der Papst zum Kaplan Seiner Heiligkeit mit dem Titel Monsignore, 1982 zum Päpstlichen Ehrenprälaten und 1993 zum Apostolischen Protonotar.

Dem Kölner Domkapitel gehörte Henrichs bereits seit 1977 als nichtresidierender Domkapitular an. Im November 1984 verließ Henrichs Düsseldorf, um in Köln die Leitung der Hauptabteilung Schule/Hochschule im Generalvikariat zu übernehmen. Zugleich wurde er zum stellvertretenden Generalvikar ernannt. Das Domkapitel wählte ihn am 11. März 1985 zum Dompropst. Neben seinen Aufgaben als Seelsorger war Prälat Henrichs in zahlreichen Gremien auf diözesaner und überdiözesaner Ebene tätig. Bernard Henrichs zeichnete sich durch seine verschmitzte Art aus. Er war ein Meister der Ironie und der Zwischentöne und kannte keine Berührungsängste. Er wusste um alle Farbabstufungen der Sprache und machte davon gern Gebrauch. Seine Antworten in Interviews und Korrespondenz waren gekennzeichnet durch Witz und Humor. In Presseberichten über den Kölner Dompropst fallen als Charakterisierungen immer wieder Humor und Schlagfertigkeit ins Auge sowie das Talent, Probleme zu allseitiger Zufriedenheit zu lösen.

Retter des Vortragskreuzes
Als Dompropst oblag Bernard Henrichs in besonderem Maße die Sorge um den Dom. In diesem Zusammenhang bleibt nicht nur vielen Kölnern sein Einsatz bei der Wiederbeschaffung eines gestohlenen Vortragkreuzes in Erinnerung. Henrichs schaffte es, das Kleinod in der Aufsehen erregenden Zusammenarbeit mit der Lokalpresse und einer Kölner Unterwelt-Größe, genannt "Schäfers Nas", zurück zu erhalten. Schäfer hatte auf die ausgesetzte Belohnung verzichtet, worauf der Dompropst spontan versprach: "Ich werde für Ihre Seele beten!" Und so geschah es dann auch: Schäfer wurde in einer Sonntagsmesse im Dom unverhofft zur „Hauptfigur" der Predigt und der Fürbitten. In guter Erinnerung ist in Köln auch eine Anekdote um die Außenbeleuchtung des Doms: Als die Stadt vor Jahren die Stromkosten für das nächtliche Anstrahlen des Kölner Wahrzeichens nicht mehr tragen wollte, gab Henrichs den Verantwortlichen ungerührt zu verstehen, der Kirche genüge es, wenn ihren Schäfchen im Inneren des Gotteshauses ein Licht aufgehe. Der Dom wird noch heute jede Nacht angestrahlt.

Humor, Schlagfertigkeit und Menschlichkeit
Seine „Kennzeichen" Humor, Schlagfertigkeit und Menschlichkeit machten Henrichs aber auch weit über Köln hinaus bekannt und brachten ihm viele Ehrungen ein. Besonders beachtet war die Ernennung zum Ritter des Ordens „Wider den tierischen Ernst" 1996. Während des Festaktes stellte er sich selber als „Chef eines Kleinbetriebs mit circa hundert Mitarbeitern - des Kölner Doms" vor. Doch nicht nur seine Rede erregte große Heiterkeit, sondern auch die Bezeichnung, die der Laudator für ihn ersann: „der Don Camillo von Köln." Henrichs erwies sich als würdiger Ordensritter, denn ausgezeichnet werden Humor im Amt und Menschlichkeit im öffentlichen Leben. Neben dieser Auszeichnung erhielt Henrichs auch zahlreiche Orden von Kölner Karnevalsvereinen, nicht zuletzt wegen seiner jährlichen Büttenreden als Regimentspfarrer der Kölner Ehrengarde.

Humor und Witz, sagte Bernard Henrichs einmal, seien für ihn das "Salz in der Kirchensuppe". Nach diesem Grundsatz lebte und arbeitete er, und so wird er den Kölnern als Salzkorn in ihrer Stadt und vielen darüber hinaus als Salzkorn im Erzbistum fehlen.


Meisner: "Großes Herz für die Jugend"
Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hatte bei Henrichs Verabschiedung aus dem Amt im Jahre 2004 besonders hervorgehoben, dass Henrichs immer ein großes Herz für die Jugend hatte, ob als Religionslehrer, als Studentenseelsorger oder als Leiter der Hauptabteilung Schule/Seelsorge. Es sei ihm  besonders darum gegangen, jungen Menschen zu helfen, einer geistlichen Berufung zu folgen.

Henrichs Wirken als Dompropst seit 1985 würdigte auch sein Nachfolger Norbert Feldhoff, dessen Amtszeit sei mit einer außerordentlichen Verbesserung der Kirchenmusik durch die neue Orgel und durch die Gründung der Musikschule des Kölner Domchores verbunden. Zugleich sei Henrichs für viele Menschen ein ernsthafter und einfühlsamer Seelsorger gewesen. Sein unermüdlicher Einsatz für den Kölner Dom hätte gezeigt, wie sehr er "seine" Kathedrale liebte.

"Ein Vertreter des rheinischen Katholizismus"
Der Kölner Oberbürgermeister Fritz Schramma spricht Dompropst Dr. h.c. Norbert Feldhoff in einem Brief sein Beileid aus: „Mit großer Betroffenheit und Trauer habe ich die Nachricht vom Tod von Dompropst Prälat Bernard Henrichs aufgenommen... Er hat sich stets mit Tatkraft und dem Einsatz seiner ganzen Persönlichkeit und vor allem mit viel Herz für die Gläubigen und somit für die Menschen in Köln eingesetzt. Er war seiner Wahlheimat mit all ihren Facetten sehr verbunden. Um das Wahrzeichen unserer Stadt hat er sich große Verdienste erworben. Dafür hat ihm die Stadt Köln mit einer Eintragung in das Goldene Buch am 6. Januar 2004 gedankt."

Schramma betont, durch seinen Humor und seine Schlagfertigkeit habe Henrichs immer wieder seine Verbundenheit mit den Menschen demonstriert. Der tief im Glauben verwurzelte Gottesmann sei im besten Sinne ein Vertreter des rheinischen Katholizismus gewesen.