Wirtschaftsinstitut sieht Zunahme verfestigter Armut

Einmal arm, immer arm?

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) sieht eine Zunahme verfestigter Armut in Deutschland. Sie konzentriere sich auf gering qualifizierte Bevölkerungsgruppen, heißt es in dem am Donnerstag in Berlin erschienenen Wochenbericht des DIW. Eine Ausbreitung auf die breite Mitte der Gesellschaft sei dagegen nicht zu beobachten.

 (DR)

Betroffene seien nach wie vor Arbeiter, vor allem Arbeiterfamilien mit Migrationshintergrund oder mehreren Kindern, heißt es. Das Wirtschaftsinstitut widerspricht auch der Auffassung, Armut sei ein Problem einer kulturell verwahrlosten neuen Unterschicht. Ebenso warnt es davor, die Armut als kollektive Abstiegsbedrohung der gesamten Gesellschaft zu dramatisieren. Beides gehe an der Wirklichkeit vorbei.

Laut DIW-Analyse lebt inzwischen fast ein Zehntel der Bevölkerung in "verfestigter Armut". Armutslagen hielten immer länger an und seien häufiger durch mehrfache Notlagen geprägt - also etwa durch Wohnungsprobleme, Konsumdefizite, Arbeitslosigkeit und fehlende Rücklagen.

Die Einkommensarmut ist in Deutschland laut Studie zuletzt sechs Jahre in Folge gestiegen, und zwar von 12 % im Jahr 1999 auf über 17 % in 2005. Das durchschnittliche ständige Einkommen der Personen, die in verfestigter Armut leben, liegt bei 43% des Durchschnittseinkommens, also deutlich unter der offiziellen Einkommensarmutsschwelle von 50 % des Durchschnittseinkommens.

Oberhalb der verfestigten Armut gibt es eine Zone der Prekarität, in der sich die Armut noch nicht verfestigt hat, die Drohung dauerhafter Armut aber stets präsent ist. Das permanente Einkommen dieser Haushalte liegt mit 60 % leicht über der offiziellen Armutsschwelle. Eine markante Besonderheit für Ostdeutschland ist der sprunghafte Anstieg der Armutsquoten bei den Routine-Dienstleistern in der jüngsten Zeit.