Presse: Papst lädt türkischen Religionsamts-Chef ein

Der Dialog geht weiter

Papst Benedikt XVI. hat offenbar den Präsidenten des türkischen Religionsamtes, Ali Bardakoglu, in den Vatikan eingeladen. Laut Pressebericht bestätigte Bardakoglu den Empfang einer schriftlichen Einladung aus dem Vatikan. Der oberste Glaubensführer der türkischen Muslime war im vergangenen Jahr durch seine scharfe Kritik am Regensburger Vortrag des Papstes hervorgetreten.

 (DR)

Erstes Gespräch Ende November 2006
Ein hochrangiger Beamter des Religionsamtes erklärte, man habe bereits zugesagt. Als nächstes werde nun ein Gesandter des Papstes nach Ankara kommen, um die Einzelheiten des Programms zu vereinbaren.

Bardakoglu, der als Chef des staatlichen Religionsamtes Diyanet oberster Glaubensführer der türkischen Muslime ist, war im vergangenen Jahr durch seine scharfe Kritik am Regensburger Vortrag des Papstes hervorgetreten.

Wer so über den Islam denke wie Benedikt XVI., der sollte die muslimische Welt nicht besuchen, sagte Bardakoglu damals. Die Kontroverse wurde beigelegt, als der Papst bei seiner Visite in der Türkei Ende November das Religionsamt besuchte und mit Bardakoglu sprach.

"Wir sind offen für diesen Dialog"
Mit seiner Gegeneinladung in den Vatikan dokumentiere der Papst nun, dass er den in der Türkei begonnenen Dialog fortsetzen wolle, sagte Bardakoglu der Zeitung. Der päpstliche Besuch im Religionsamt habe internationales Interesse an dem türkischen Modell geweckt, das eine religiöse Institution in einen säkulären Staatsaufbau integriere. "Wir sind offen für diesen Dialog", so Bardakoglu. Sein Besuch wäre die erste Visite eines türkischen Religionsamts-Präsidenten im Vatikan.

Diyanet ist gegenüber allen Imamen der mehr als 70.000 Moscheen in der Türkei weisungsbefugt. Hier werden Redetexte für die Freitagspredigten zentral ausgearbeitet. Alle muslimischen Geistlichen sind in der Türkei Staatsbeamte.