Wehrbeauftragter Robbe rügt auch Zustand der Kasernen im Inland

Ekel-Zelte im Auslands-Einsatz

Was die Politik gern als "erfolgreichen Kongo-Einsatz" feiert, ist für die betroffenen Soldaten auch eine Aneinanderreihung von Pleiten, Pech und Pannen: Verschimmelte Zelte, schwerwiegende Baumängel bei Containern, mangelnde Hygiene beim Essen oder eine immer wieder überlaufende Fäkaliengrube. Die Unterkünfte seien wiederholt "abgesoffen". Doch der am Dienstag vorgelegte Bericht des Wehrbeauftragten Robbe stellt auch Mängel in Deutschland fest.

 (DR)

Kongo: Zweieinhalb Monate nach Einsatzbeginn im Juli 2006 waren offiziellen Angaben zufolge erst 39 der geplanten 78 Unterkunftszelte bezogen, die für die europäischen Truppen auf dem kongolesischen Inlandsflughafen in Kinshasa aufgebaut worden waren. Bis zum Ende des EUFOR-Einsatzes vier Monate später mussten sogar 19 Zelte wegen Schimmelbefalls wieder geräumt werden.

Küche und Wäscherei der EUFOR-Mission ergaben ein ähnlich düsteres Bild. Die hohen deutschen Hygienevorgaben wurden bei dem multinationalen Einsatz in dem afrikanischen Land nicht annähernd erreicht. So musste nicht nur vorübergehend Einweggeschirr für die Bundeswehrsoldaten besorgt werden, auch die Wäsche wurde angesichts der anfallenden Menge an eine "völlig überforderte lokale Wäscherei" vergeben.

Der Wehrbeauftragte des Bundestages, Reinhold Robbe (SPD), hat dafür kein Verständnis - auch nicht für den Hinweis, dass es ja kein deutscher, sondern ein europäischer Einsatz gewesen sei. "Angesichts dieser Entwicklung wäre ein stärkerer Rückgriff auf nationale Ressourcen aus meiner Sicht sinnvoll und hilfreich gewesen", lautet sein Fazit in dem 69-seitigen Wehbericht 2006. Fehlende Versorgung mit simplen Dingen wie Zahnbürsten oder Duschgel und Einschränkungen im Postverkehr hätten die Motivation zusätzlich leiden lassen und das Vertrauen in den Dienstherren "nachhaltig erschüttert".

Auch Kasernen im Inland sind unschön
Doch nicht nur im Ausland häufen sich solche Klagen. Immer stärker rücken im Inland die Kasernen in den alten Bundesländern in den Mittelpunkt. Hier sieht es - folgt man den Eingaben an den Wehrbeauftragten - in Einzelfällen kaum anders aus als bei multinational verantworteten Auslandsmissionen. "Sanitärräume, die man eigentlich nur in Gummistiefeln betreten kann", umreißt Robbe eines der Probleme. "Und das Mobiliar auf den Stuben stammt vermutlich aus den Gründerjahren der Bundeswehr und weist entsprechende Spuren auf."

Die Zustände, die er bei unangemeldeten Truppenbesuchen zu sehen bekam, bezeichnet der Wehrbeauftragte als "untragbar und teilweise skandalös". Verständnis habe er durchaus, dass in den 90er Jahren die Investitionsmittel vor allem in die alten NVA-Kasernen im Osten geflossen seien. Doch sei es höchste Zeit, die Investitions-"Bugwelle" West aufzulösen. Das sei ohne Zweifel ein Milliardenprogramm, doch komme man mit einem "Weichspülen" der Probleme nicht weiter.

Was die Auslandsmissionen betrifft, warnt Robbe davor, "bewährte deutsche Standards" unter Verweis auf andere Vorgaben bei Verbündeten auszusetzen. Das betreffe neben der baulichen auch die sanitätstechnische Versorgung. "Die Motivation der Truppe hängt ganz entscheidend von diesen Standards ab", betont der SPD-Politiker und freut sich angesichts der ersten Reaktionen, dass diese Debatte jetzt wenigstens "losgetreten" sei.