Katholische Kirche an Bundesregierung: Druck erhöhen

Sudan erteilt UN erneut Absage

Der Sudan hat eine gemeinsame Friedenstruppe der Vereinten Nationen und der Afrikanischen Union für die Krisenregion Darfur erneut abgelehnt. Für einen solchen Einsatz gebe es "keinen Grund", sagte der sudanesische Justizminister Mohamed El Mardi am Rande einer Sitzung des UN-Menschenrechtsrates in Genf. Inzwischen hat sich auch die Katholische Kirche eingeschaltet.

 (DR)

G-8-Gipfel im Juni als Gelegenheit
Der Konflikt in der westsudanesischen Region Darfur müsse unter allen Umständen beendet werden, forderte Kardinal Karl Lehmann in einer am Freitag in Bonn veröffentlichten Erklärung zur derzeit in Berlin stattfindenden Darfur-Woche. Zudem müssten die Hilfsorganisationen freien Zugang zu den Menschen und die Bürgerkriegsflüchtlinge die Möglichkeit zur Rückkehr in ihre Dörfer erhalten.

Nach Ansicht des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz bietet besondere der G-8-Gipfel im Juni in Heiligendamm die Gelegenheit, ein entschiedenes Handeln der Staatengemeinschaft vorzubereiten. Lehmann sieht auch die Afrikanische Union gefordert, sich als friedensstiftende und humanitäre Kraft zu beweisen.

Kritik übte der Kardinal an China und Russland, die wegen energiepolitischer Ziele ein konsequentes Handeln der Völkergemeinschaft blockierten. Auch die USA hätten lange gezögert, sich für die Menschen in Darfur einzusetzen. Als ermutigend wertete es Lehmann, dass der neue UN-Generalsekretär Ban Ki Moon die verheerende Situation in Darfur zu einer Priorität seiner Arbeit gemacht habe.

Menschenrechtsorganisation: Schlag für die Glaubwürdigkeit
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hatte die Pläne für eine gemeinsame Truppe an den Sudan übermittelt. Nach seinem Konzept sollen bis zu 20.000 Soldaten und 3.700 Polizisten die seit vier Jahren andauernde Gewalt in Darfur stoppen. El Mardi lehnte auch eine Mission, die nur von den UN gestellt werden könnte, kategorisch ab. Er sagte, die humanitäre Lage in der Region habe sich verbessert.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch forderte den UN-Menschenrechtsrat auf, die Regierung des Sudan wegen Verbrechen in Darfur zu verurteilen. "Wenn das oberste Menschenrechtsgremium der UN weiter zu den Gräueln schweigt, wäre das ein schwerer Schlag für seine Glaubwürdigkeit", sagte die Direktorin der Menschenrechtsorganisation, Peggy Hicks.

Der Menschenrechtsrat müsse auf seiner Sitzung an diesem Freitag Partei für die Opfer des Bürgerkrieges in Darfur ergreifen. Bislang hat die Organisation Islamischer Länder (OIC) einen Verurteilung des OIC-Mitglieds Sudan in dem UN-Gremium verhindert.

"Größte humanitäre Katastrophe"
Der Direktor des Jüdischen Museums Berlin, Michael Blumenthal, bezeichnete den Darfur-Konflikt unterdessen als "einen der brutalsten kriegerischen Konflikte der Gegenwart und die derzeit größte humanitäre Katastrophe". Unter der Schirmherrschaft des früheren UN-Generalsekretärs Kofi Annan veranstaltet das Museum eine Aktionswoche zur Lage in dem Gebiet. Er verstehe es als Aufgabe des Jüdischen Museums, bei einem Völkermord nicht wegzusehen, sagte Blumenthal. Die Aktionswoche sollte am Donnerstagabend von Ex-Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) eröffnet werden.

Seit Ausbruch des Konflikts zwischen der Regierung des Sudans und Rebellen starben nach UN-Angaben mehr als 200.000 Menschen durch Gewalt, Hunger und Erschöpfung. Rund zwei Millionen Menschen wurden vertrieben.