Ministerin Schavan zum Internationalen Tag für die Rechte der Frauen - Immer noch beruflich benachteiligt

"Frauenanteil in der Wissenschaft verdoppeln"

Bundeswissenschaftsministerin Annette Schavan (CDU) will den Frauenanteil in der Wissenschaft innerhalb von zehn Jahren verdoppeln. Zum Internationalen Frauentag am 8. März kritisierte Schavan, dass die Gleichstellung von Frauen in der Wissenschaft längst nicht erreicht sei. "Das ist ungerecht, es schadet aber auch, denn Deutschland braucht alle Talente", betonte die Ministerin. Deutschland könne es sich nicht leisten so viele Frauen während der akademischen Laufbahn zu verlieren. Eine EU-Studie zeigt, dass Frauen in Deutschland weit weniger verdienen als Männer.

 (DR)

Die aktuellen Zahlen offenbarten "einen unvertretbaren Verlust an Wissen und Können", so Schavan: 48 Prozent aller Studierenden seien Frauen, unter den Promovenden seien es 39 Prozent, unter den habilitierten Wissenschaftlern nur 28 Prozent. Nur neun Prozent aller C-4-Professuren seien mit einer Frau besetzt.

Alarmierende Gleichstellungsstudie
Der Bundestag befasst sich heute mit der beruflichen Benachteiligung von Frauen. Die EU-Kommission hat dazu die erste Gleichstellungsstudie vorgelegt. Keine unterschiedliche Behandlung von Männern und Frauen im Berufsleben - das ist in Deutschland allenfalls ein frommer Wunsch. Bei Löhnen, Arbeitsplatzsicherheit und Ausbildung gibt es gewaltige Ungleichheiten. Nach Zahlen der EU-Kommission verdienen Frauen in europäischen Ländern im Schnitt 15 Prozent weniger als Männer - in Deutschland ist das Lohngefälle mit 22 Prozent sogar noch stärker. Schlechter als die Bundesrepublik schnitten in dem EU-Vergleich nur Zypern, Estland und die Slowakei ab. Positiv bewertet die Studie, dass immer mehr Frauen arbeiten gehen. Innerhalb von sechs Jahren stieg die Beschäftigungsquote in der EU um knapp zwei Prozentpunkte und liegt jetzt bei gut 56 Prozent.

Steinmeier: Frauendiskriminierung nach wie vor weit verbreitet
Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) räumte ein, dass trotz internationaler Fortschritte nach wie vor Rechtlosigkeit und Diskriminierung von Frauen weit verbreitet seien. Nicht selten würden ihnen elementare Menschenrechte verweigert. Gewalt gegen Frauen sei noch immer die meistverbreitete Menschenrechtsverletzung.

Christian Ruck (CSU), entwicklungspolitischer Sprecher der Unionsfraktion, wies darauf hin, dass Armut und Benachteiligung in Entwicklungsländern vor allem Frauen träfen. Der ungleiche Zugang von Frauen zu Bildung, Gesundheit, Land und Kapital führe wirtschaftlich zu erheblichen Wachstumsverlusten. Er forderte, die Entwicklungspolitik müsse sich verstärkt für wirtschaftliche Beteiligungen der Frauen einsetzen.

Wurzeln liegen in der sozialistischen Arbeiterbewegung
Am Internationalen Frauentag am 8. März gehen weltweit Frauen für ihre Rechte an die Öffentlichkeit. Erstmals kamen im Jahr 1911 Frauen in den USA, Deutschland, Österreich, der Schweiz und in den skandinavischen Ländern zu Kundgebungen zusammen, um für ihr Wahlrecht zu demonstrieren. Seither geht es am Frauentag jedes Jahr um Forderungen wie "gleicher Lohn für gleiche Arbeit" und die Abschaffung von Diskriminierungen. Frauenrechtsorganisationen wie "Terre des Femmes" prangern Gewalt gegen Frauen an.

Die Wurzeln des Frauentages liegen in der sozialistischen Arbeiterbewegung. Am 8. März 1857 demonstrierten mehrere hundert Fabrikarbeiterinnen in New York gegen karge Löhne und den Zwölf-Stunden-Arbeitstag. 1910 beschloss die Sozialistische Internationale der Frauen bei einem Treffen in Kopenhagen, jedes Jahr an die Anfänge des Kampfes der Frauen für bessere Lebensbedingungen zu erinnern. Der Vorschlag kam von der deutschen Politikerin Clara Zetkin.

Seit 1975 rufen die Vereinten Nationen am 8. März jährlich zum "Internationalen Tag für die Rechte der Frauen und den Weltfrieden" auf. Der Tag soll nicht nur auf die Erfolge hinweisen, die sich Frauen bisher in Politik, Wirtschaft und Privatleben erkämpft haben. Er soll auch bewusst machen, dass an vielen Stellen Frauen noch immer nicht die gleichen Rechte und Möglichkeiten haben wie Männer.