Neue Rückendeckung und Kritik in Kinderkrippendebatte

Einsatz für Köhler und Eva Hermann

In der Debatte um die Familienpolitik hat Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) Rückendeckung von Bundespräsident Horst Köhler erhalten. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) rüffelte erneut die Aussagen des Augsburger katholischen Bischofs Walter Mixa. Die Bischöfin der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, Margot Käßmann, kritisierte, dass die Debatte "wie eine Kulturrevolution" geführt werde. Die umstrittene Autorin Eva Hermann dagegen argumentierte am Mittwoch gegen einen Ausbau der Krippen.

 (DR)

Köhler sagte in einem vorab veröffentlichten Interview der Wochenzeitung "Die Zeit", dass Familien und die Gesellschaft unbestreitbar mehr Kinderbetreuungsplätze bräuchten. Deshalb sei er der Familienministerin dankbar für ihren Vorschlag. Die Umsetzung falle nach der Föderalismusreform nun aber in den Bereich der Bundesländer. Köhler betonte weiter, dass die Politik von der Leyens keine Abkehr vom traditionellen Familienbild bedeute. Viele Frauen wollten oder müssten aber berufstätig sein und viele seien alleinerziehend. Gerade für sie würden mehr Kinderbetreuungsplätze gebraucht. Der Bundespräsident mahnte zugleich, dass die Politik die Wertschätzung der Familie nicht allein durch die Bereitstellung von Infrastruktur ausdrücken dürfe. Am Ziel sei man erst, wenn Kinder und Eltern sich in der Gesellschaft wirklich willkommen und unterstützt fühlten.

Wowereit erklärte, dass die Kritik Mixas nicht in das Weltbild des 21. Jahrhunderts passe. Zudem hätte sich Mixa für seine Wortwahl entschuldigen müssen, sagte der Berliner Bürgermeister der "Rheinischen Post" (Mittwochsausgabe).

Käßmann kritisierte ebenfalls die Äußerungen Mixas und des SPD-Parteichefs Kurt Beck. "Vielleicht könnten sich die Herren der Schöpfung ihrer Kommentare zu den Lebensentwürfen von Frauen enthalten" forderte sie in der Zeitschrift "Vanity Fair". Es ermutige Frauen nicht, Kinder zu bekommen, wenn ständig diskutiert werde, wie eine perfekte Mutter auszusehen habe.
Käßmann forderte Vorbilder dafür, wie Eltern Berufstätigkeit und Kindererziehung verbinden könnten. Zugleich solle ihnen die Möglichkeit gegeben werden, selbst zu entscheiden, wie sie beides aufteilen wollten.

Eva Hermann gegen Ausbau der Krippen
Die frühere "Tagesschau"-Sprecherin Eva Herman hat sich am Mittwoch deutlich gegen den Ausbau von Kinderbetreuung geäußert und beklagt, dass dadurch Familien systematisch zerschlagen würden. Nach Hermans Ansicht verstößt der Plan von Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) gegen die gottgewollten Geschlechterrollen, fördert Alkoholismus, Suizid sowie die Zerschlagung der Gesellschaft und könnte gar zur Ausrottung der Deutschen bis 2107 führen.

Auf die Frage, ob Deutschland mehr Betreuung für Kleinkinder benötigt, antwortete die 48-Jährige: "Die Familie wird systematisch zerschlagen". Herman forderte, das Geld für zusätzliche Krippenplätze lieber für eine reguläre Bezahlung von Müttern zu verwenden.