Airbus-Krise kostet 3.900 Jobs in Deutschland - Gewerkschaft kündigt Widerstand an

Sanierung auf Kosten der Angestellten

Der europäische Flugzeughersteller Airbus hat am Mittwoch sein mit Spannung erwartetes Sparprogramm veröffentlicht. Danach werden in Deutschland 3.700 Stellen entfallen, die Werke in Varel (Niedersachsen) und Laupheim (Baden-Württemberg) möglicherweise verkauft und für das Werk im niedersächsischen Nordenham ein Partner gesucht. Die Gewerkschaft IG Metall und der Gesamtbetriebsrat von Airbus kündigten daraufhin Protestaktionen gegen das Sparprogramm "Power8" des Konzerns an.

 (DR)

"Wir werden das Konzept des EADS Boards so nicht akzeptieren", sagte der Gesamt- und Konzernbetriebsratsvorsitzende Rüdiger Lütjen am Mittwoch im französischen Toulouse. Der Betriebsrat fordert die Beibehaltung aller deutschen Airbus-Standorte.  Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) hatte sich bereits zuvor erleichtert über das Sanierungskonzept geäußert. Nach Darstellung von Vize-Regierungssprecher Thomas Steg hat Glos im Bundeskabinett betont, dass es gelungen sei, deutsche Interessen durchzusetzen. Die Lastenverteilung erfolge ausgewogen.

Der EADS-Co-Vorstandschef Tom Enders sagte auf Anfrage, es gebe für diesen "harten Weg" keine Alternative. Insgesamt führt das Sparprogramm zu einem Personalabbau von 10 000 Stellen. Wie Airbus weiter mitteilte, sollen in Frankreich 3200 Stellen entfallen, in Großbritannien 1600 und in Spanien 400.  Zusätzlich sollen in der Airbus-Zentrale in Toulouse 1100 Stellen gestrichen werden. Die Hälfte der Stellen entfalle auf Zeitarbeiter oder Subunternehmen. Diese Arbeitslätze sollen sofort gestrichen werden. Die 5000 Stellen bei der Airbus-Belegschaft sollen innerhalb von vier Jahren ohne Kündigung über freiwillige Maßnahmen erfolgen.  Gallois kündigte aber an, falls nach eineinhalb Jahren der Kurs nicht gehalten werde, müsse man gegebenenfalls auf "nicht freiwillige Maßnahmen setzen".

Gallois sagte weiter, die Tochter des europäischen Luftfahrt- und Rüstungskonzerns EADS werde ihre industrielle Struktur neu ordnen und in den kommenden Jahren ein Netzwerk mit Partnern aufbauen. Hierfür erwäge Airbus, an den Standorten in Filton (Großbritannien), Méaulte (Frankreich) und Nordenham industrielle Partnerschaften einzugehen.  Airbus habe hierfür bereits Angebote möglicher Investoren erhalten.  Für die Standorte in Laupheim, St. Nazaire-Ville und Varel werde in den kommenden Jahren nach "realisierbaren Möglichkeiten" gesucht.  Optionen seien der Verkauf an Hauptzulieferer, Management-Buy-Out oder die Zusammenlegung nahe gelegener Werke.

Um die Effizienz innerhalb des Unternehmens zu verbessern, soll der künftige A350 in Toulouse und der A320 in Hamburg montiert werden. Damit habe man künftig eine statt zwei Montagelinien je Flugzeug und könne "unglaublich viel Geld sparen". Die Zahl der Kompetenzzentren soll von acht auf vier verringert werden.  Deutschland werde dabei für Rumpf und Passagierkabinen verantwortlich sein. Zudem werde eine einheitliche Hierarchie eingeführt. Die nationalen Airbus-Gesellschaften erhielten lediglich repräsentative Aufgaben. Dies sei keine Zentralisierung, sondern eine Integration, betonte Gallois.