Kardinal Lehmann im domradio zu Sinn und Zweck der Israelreise deutscher Bischöfe

"Friedensbereite in Versöhnungsaufgaben unterstützen"

27 deutsche Bischöfe zu Besuch im Heiligen Land: Binnen sechs Tagen wollen sie einerseits als fromme Pilger die Stätten Jesu besuchen und bewusst Christen begegnen, andererseits politische Gespräche führen und sich auch der Erinnerung an den Holocaust stellen. Johannes Schröer ist für das domradio dabei, er fragte Kardinal Karl Lehmann, was diese Reise bewirken könne. Der bleibt realistisch: "Gottesdienste und Gebete können zwar jetzt keine Wunder wirken im politischen und militärischen Raum".

Gruppenbild vor Dattelpalme: Deutsche Bischöfe in Tabgha (DBK)
Gruppenbild vor Dattelpalme: Deutsche Bischöfe in Tabgha / ( DBK )

Lehmann betonte es sei gut, "dass der Rahmen unserer Reise tatsächlich ein stückweit Pilgerfahrt" sei. Es sei deutlich, "dass diese Region endlich über Militär und Politik hinaus noch was anderes" brauche. Dazu gehöre der biblische Glaube.  Die Reise der Bischöfe und Kardinäle solle die Juden, Christen und "friedensbereite Muslime" in ihren schwierigen Versöhnungsaufgaben unterstützen. Daraus könne sich "mehr verändern als man denkt".

Erst mit Johannes Paul II. Normalisierung der Beziehungen
Das diplomatische Verhältnis zwischen Heiligem Stuhl und Israel ist nach wie vor sensibel. Nach der Staatsgründung 1948 sprachen Päpste und Kirchenleitung viele Jahre lang nicht offiziell vom Staat Israel. Erst mit der Wahl von Papst Johannes Paul II. wuchsen die Bemühungen um eine offizielle Normalisierung der Beziehungen.

1984 sprach er erstmals in einem offiziellen Dokument vom "Staat Israel". 1992 kam es zur Bildung einer beidseitigen Ständigen Arbeitsgruppe mit dem Ziel der "Normalisierung der Beziehungen".

Wiederholt Missstimmung
Den Schlusspunkt bildeten dann am 30. Dezember 1993 die Unterzeichnung eines "Grundlagenvertrags" zwischen Israel und dem Vatikan und die Aufnahme diplomatischer Beziehungen 1994. Wenige Monate später - der Heilige Stuhl war auf das Gleichgewicht stets bedacht - folgten offizielle Beziehungen zwischen dem Vatikan und der PLO.

Dennoch kam es in den vergangenen Jahren wiederholt zu Missstimmung, zu viele Fragen ließ der Grundlagenvertrag offen. Am häufigsten geht es dabei sicherlich um die Frage der Visa für ausländische Geistliche, die dauerhaft an den Heiligen Stätten leben und immer öfter letztlich nur noch geduldet waren.

Kleiner Schritt hin zum Besuch von Benedikt XVI.
Ordensgemeinschaften berichteten, dass einzelne Mitglieder aus Angst kaum noch ihre Domizile verlassen würden. Doch Probleme gab es auch, als beim Bau der Trennmauer zu den Palästinensergebieten am Ostrand Jerusalems die Bagger auch christliche Grundstücke tangierten.

Wenn die Bischöfe also am Donnerstagabend mit Vizepremier Schimon Peres zusammenkommen, geht es zwar vorrangig um den Friedensprozess. Aber daneben mag zum Beispiel ein kurzer Verweis auf die Frage der Schulen kommen, für die sich eine Reihe deutscher Diözesen finanziell engagieren. Schließlich mag der Besuch der Bischöfe aus Deutschland vielleicht auch ein kleiner weiterer Schritt hin zum Besuch von Benedikt XVI. im Heiligen Land sein.