Kölner Kardinal gibt bedrängtem Augsburger Bischof Recht - auch andere Bistümer verteidigen Mixa

"Kinderkrippe ist eigentlich Provisorium"

Der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner hat sich am Freitag erneut zur Familienpolitik und zur aktuellen Debatte um Kinderkrippen geäußert. Er müsse dem in der Kritik stehenden Augsburger Bischof Mixa Recht geben, sagte Meisner dem domradio. Kinderkrippen seien nur im Ausnahmefall als Alternative zur Familie geeignet. Die Kinderkrippe sei in der Bibel "eigentlich ein Provisorium" und eine permanente Einrichtung "eine Fehlentwicklung", so der Kardinal. Dies habe er "am eigenen Leib und bitter in DDR erfahren müssen." Hören und lesen Sie hier die Stellungnahme des Kölner Erzbischofs.

 (DR)

Der Kardinal im Wortlaut
Das Thema Ehe und Familie ist ein ganz brennendes Thema. Und es hat bis jetzt in der Kirche, solange die Kirche existiert, immer Priorität. Und darum fühlt sich die Kirche auch zu dieser Thematik zuständig. Ehe und Familie gehören zu den Konstanten der Schöpfungsordnung. Und wenn wir dieser Absicht der Schöpfungsordnung gerecht werden wollen, müssen wir klar und eindeutig sagen, dass die Familie der natürliche Raum ist, in dem sich kleine Kinder und Größere entfalten können, so dass sie in ihrem Leben wirkliche Persönlichkeiten sind, die auch den Anforderungen des Lebens positiv entsprechen können. Die Kinderkrippe ist in der Bibel eigentlich ein Provisorium. Und wenn man daraus eine permanente Einrichtung macht, gleichsam als Alternative zur Familie, dann ist das eine Fehlentwicklung. Ich habe das am eigenen Leib und bitter in der DDR erfahren müssen. Und wir sollten das jetzt nicht nachahmen. Krippenplätze sind nötig für den Ernstfall, für den Ausnahmefall. Und so muss ich auch den Ausführungen von Bischof Mixa Recht geben. Wir sind verpflichtet, um des Heiles unseres Volkes Willen so eindeutig in dieser Sprache zu votieren.

Auch andere Bistümer verteidigen Mixa
Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller hob am Freitag das Recht der Kirche hervor, sich zu aktuellen Fragen zu äußeren. Die Kirche müsse dabei auch nicht Rücksicht auf die gängige öffentliche Meinung nehmen. Inhaltlich wollte sich der Bischof in die Debatte um den Ausbau der Kleinkindbetreuung nicht einschalten.

Der Sprecher des Erzbistums München und Freising, Winfried Röhmel, nahm Mixa gegen die heftigen Attacken von SPD- und Grünen-Politikern in Schutz: "Das sind schlicht Äußerungen, die der Sache überhaupt nicht mehr dienen, sondern zurückgewiesen werden müssen." Röhmel verwies auf das "erwiesenermaßen reiche" Engagement der Kirche in der Kinderbetreuung. Entscheidend sei für die Kirche dabei, die Familie zu begleiten und zu unterstützen und nicht sie zu ersetzen.

"Allen Tendenzen, die Familie mit solchen Einrichtungen zu ersetzen, werden auf unseren energischen Widerstand stoßen", betonte Röhmel. Grundsätzlich befürworte man eine Wahlfreiheit für Familien. Der Sprecher beklagte, in der Diskussion komme das Wohl des Kindes zu kurz. Dieses müsse viel stärker als bisher in die Debatte miteinbezogen werden.

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