Mixa nennt Familienpolitik der Bundesregierung "kinderfeindlich" - Meisner pflichtet bei - Familienbischof Sterzinsky begrüßt von der Leyens Vorschläge

Wenn Bischöfe uneins sind - Kinderkrippendebatte

Der katholische Augsburger Bischof Walter Mixa hat die Familienpolitik der Bundesregierung als kinderfeindlich und ideologisch verblendet bezeichnet. Er kritisierte am Donnerstag den geplanten massiven Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen. Die Politik von Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) diene nicht in erster Linie dem Kindeswohl oder der Stärkung der Familie; sie sei vorrangig darauf ausgerichtet, junge Frauen als Arbeitskräfte-Reserve für die Industrie zu rekrutieren. Im domradio begründet Mixa seine Kritik. Hier hatte sich Familienbischof Sterzinsky zuvor hinter die Forderungen von der Leyens gestellt. Am Freitag sprang der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner im domradio seinem Augsburger Amtsbruder zur Seite.

 (DR)

Es sei zudem ein "gesellschaftspolitischer Skandal", wenn das Ministerium zur Finanzierung neuer Betreuungseinrichtungen andere Familienleistungen kürze, sagte Bischof Mixa. Er unterstütze deshalb die Forderung des Familienbundes der Katholiken nach einem Erziehungsgehalt für alle Eltern. Damit könnten wahlweise die Kosten einer außerfamiliären Betreuung oder die Lohnausfälle in Folge einer Kindererziehung ausgeglichen werden. Mixa sprach sich außerdem dafür aus, Kindererziehungszeiten in der Rentenversicherung anzuerkennen.

Gegen Versuche, elterlichen Erziehung Qualität abzusprechen
Der Bischof wandte sich auch gegen die Versuche der Ministerin, der elterlichen Erziehung die Qualität abzusprechen und eine professionelle Früherziehung von Kleinkindern zu propagieren.

Damit werde Frauen, die selbst ihre Kinder erzögen, ein schlechtes Gewissen eingeredet. Eine moderne Familienpolitik sollte jedoch darauf ausgerichtet sein, immer mehr Mütter für die zeitlich überwiegende oder ausschließlich häusliche Erziehung ihrer Kinder in den ersten drei Lebensjahren zu gewinnen. Dafür müsse es jedoch finanzielle Unterstützung geben. Es gehe darum, die Vereinbarkeit von Kindererziehung und Berufstätigkeit nicht gleichzeitig, sondern nacheinander zu gewährleisten.

Mixa sprach sich weiter dafür aus, dass der Staat allein erziehende und sozial schwache Mütter finanziell unterstützen solle, damit sie bei ihren Kleinkindern bleiben könnten. Dass aber derzeit junge Mütter ihre kleinen Kinder der Fremdbetreuung überlassen müssten, um selbst wirtschaftlich überleben zu können, sei das Gegenteil einer humanen Familienpolitik.

Familienbischof begrüßt Erweiterung der Betreuungsangebote
Der Berliner Kardinal und Familienbischof Georg Sterzinsky sagte dem domradio ma Mittwoch, er befürworte Wahlfreiheit und neue Betreuungsangebote, wenn diese Eltern unterstützten und die Erziehung der Kinder ergänzten. Sterzinsky betonte aber, die größte Förderung wäre, wenn "Eltern den Mut haben könnten, bei den Kindern zu bleiben", also auf Erwerbstätigkeit verzichten könnten.

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Hans Joachim Meyer, sagte am Dienstag in Bonn, der Ausbau von Betreuungsangeboten für Kinder unter drei Jahren sei "überfällig und dringend notwendig". Eltern hätten nur dann echte Wahlfreiheit, wenn für ihre Kinder solche Angebote erreichbar und in ausreichender Anzahl vorhanden seien.

Meisner pflichtet Mixa bei
Nun hat sich auch der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner in die aktuelle Debatte um Kinderkrippen eingeschaltet. Er müsse Bischof Mixa Recht geben, sagte Meisner dem domradio. Kinderkrippen seien nur im Ausnahmefall als Alternative zur Familie geeignet. Die Kinderkrippe sei in der Bibel "eigentlich ein Provisorium" und eine parmanente Einrichtung "eine Fehlentwicklung" so der Kardinal. Dies habe er "am eigenen Leib und bitter in DDR erfahren müssen." Hören und lesen Sie hier die Stellungnahme des Kölner Erzbischofs.

Mehr zum Thema