Schavan fordert Bildung für alle und unterstützt von der Leyen

Sozialpolitischer Aschermittwoch der Kirchen in Essen

Bundesbildungsministerin Annette Schavan hat sich in der Diskussion über frühkindliche Förderung auf die Seite von Familienministerin Ursula von der Leyen (beide CDU) gestellt. Konservativen Kräften in ihrer Partei, die die Familien- gegen die Bildungspolitik ausspielten wollten, erteilte sie auf dem Sozialpolitischen Aschermittwoch der Kirchen in Essen eine Absage. Das ökumenische Treffen stand in diesem Jahr unter dem Motto "Zukunftsaufgabe Bildung - Bildungsarmut bekämpfen, Chancengerechtigkeit schaffen, Zukunft sichern".

 (DR)

Die CDU-Politikerin sprach sich für verstärkte Bildungsanstrengungen in den nächsten Jahren aus. Dazu gehöre ein intensiver Ausbau frühkindlicher Bildungsarbeit, Förderung von Familie und Schule sowie eine ausreichende finanzielle Ausstattung der Bildungsbereiche. So müsste die frühkindliche Bildungsarbeit in Kindergärten und Grundschulen künftig ausgebaut und besser vernetzt werden, forderte Schavan. Kleinkinder sollten in diesen Einrichtungen nicht nur betreut, sondern individuell gefördert werden. In der Entwicklungsphase bis zum sechsten Lebensjahr lägen die "wirklichen Bildungschancen".

Besondere Bedeutung in der Bildungsarbeit komme Familie und Schule zu, die ein unterstützendes Umfeld benötigten. So sei das Elternhaus für die Sprachentwicklung der Kinder von großer Bedeutung. Dazu gehöre auch, "dass wir in den Familien wieder miteinander reden", appellierte die Bildungsministerin an die Eltern. "Beziehungsarmut ist der Beginn der Bildungsarmut."

Die Schulen seien die Zukunft einer Gesellschaft und eines Landes.
Die "Zukunftsaufgabe Bildung" beginne damit, dass der "Arbeit im Klassenzimmer" die notwendige Wertschätzung entgegengebracht werde, sagte die Bildungspolitikerin. Die Schule leiste eine hervorragende Integrationsarbeit und dürfe nicht als Verliererin der Gesellschaft abgestempelt werden. Schulen müssten alle Unterstützung erhalten, damit sie sich zu Zukunftswerkstätten weiter entwickeln könnten.
Schavan unterstrich in Essen auch den vorbeugenden Charakter der Bildungsarbeit. Sie könne dazu beitragen, dass soziale Probleme erst gar nicht entstehen. "Bildungspolitik ist die beste Sozialpolitik", sagte die Ministerin und forderte, künftig mehr Mittel von nachsorgenden in präventive Projekte zu verlagern.

Auf dem von der rheinischen Kirche und dem Bistum Essen veranstalteten Sozialpolitischen Aschermittwoch sprach sich der rheinische Präses Nikolaus Schneider für eine gerechte Beteiligung aller Kinder und Jugendlichen an den Bildungschancen aus. Dies gelänge am besten, wenn Familien vielseitig unterstützt und Eltern aktiviert werden, kindgemäße Fördermöglichkeiten zu nutzen.

Schneider rief die Verantwortlichen in Politik, Kirche und Gesellschaft auf, in einen Ideenwettbewerb um die besseren Lösungen für künftige Bildungsreformen zu treten. Dazu gehörten auch Gespräche mit Wirtschaft und Wissenschaft sowie ausreichende Rahmenbedingungen für die Schulen. Der leitende Theologe der zweitgrößten evangelischen Landeskirche unterstrich, dass die Kirchen in ihren bildungspolitischen Kernforderungen übereinstimmten, dazu gehörten die Bekämpfung der Bildungsarmut, Chancengerechtigkeit und tragfähige bildungspolitische Rahmenbedingungen.