Deutsche Bischöfe im Heiligen Land - domradio mit dabei

"Zur Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft"

Raus aus dem Streit um die Familienpolitik: In knapp vier Flugstunden haben die katholischen deutschen Bischöfe am Montag die erhitzte Debatte erst einmal hinter sich gelassen. 27 Bischöfe traten ihre lange geplante Reise nach Israel und Palästina an. Am Nachmittag wurden sie am Flughafen von Tel Aviv vom deutschen Botschafter in Israel empfangen. - Fürs domradio begleitet Reporter Johannes Schröer die Reise.

 (DR)

Lehmann: Zeichen der Solidarität mit Israel
Kardinal Karl Lehmann bewertete den Besuch im Vorfeld als Zeichen der Solidarität mit Israel sowie mit den Christen im Heiligen Land. Nie zuvor gingen so viele deutsche Bischöfe gemeinsam auf Reisen, nie zuvor begleiteten 20 Journalisten eine bischöfliche Auslandsreise.

Dass der Ständige Rat - das wichtigste Gremium zwischen den Vollversammlungen - in Tabgha am See Genezareth eine richtige Sitzung mit Tagesordnung absolvieren soll, gefällt nicht jedem Mitwirkenden. "Einige meinen, es müssten da noch Themen erörtert werden, die sonst wohl wichtig wären", meint beispielsweise der Bischof von Münster, Reinhard Lettmann. "Da muss man dazwischen gehen und sagen: Öffnet Euch hier für das Land Jesu!"

Fast alle Mitreisenden kennen das Heilige Land bereits. Trotzdem wird der Besuch am See Genezareth, Nazareth, Jerusalem oder Bethlehem für die Gruppe wie für den einzelnen ein Erlebnis sein. Schließlich ringt die Konferenz auch bei ihrer nächsten Vollversammlung im April wieder um seelsorgerliche Zukunftskonzepte in Deutschland und die Sorge um den Priesternachwuchs. Gerade die Orte am See stehen für die ersten Berufungsgeschichten Jesu.

Politische Spitzentreffen mit Palästinensern und Israelis
Die Bischöfe machen an zwei Orten Station. Nach ihrer Ankunft am Flughafen Tel Aviv fahren sie an den See Genezareth und beziehen für drei Tage Quartier im Gästehaus des Deutschen Vereins vom Heiligen Lande in Tabgha, dem Ort der Brotvermehrung. Dort nehmen die Bischöfe an der Grundsteinsegnung für den Neubau des dortigen Benediktinerkonvents teil und treffen offizielle Gäste aus der Ökumene. Die Tage in Galiläa tragen am ehesten Züge einer Pilgerreise.

Doch gleich vom Flughafen aus reist der deutsche Botschafter in Israel, Harald Kindermann, mit nach Galiläa, für einen Abend kommt Avi Primor zum Gespräch an den See. Vorboten der politisch sensibleren Tage in Jerusalem. Dort gibt es politische Spitzentreffen mit Palästinensern und Israelis. Zum zweiten treffen die Bischöfe Vertreter aus der Ökumene, Ordensleute und Diplomaten.

"Reise in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft"
Hohe Bedeutung hat am Freitag der Besuch in der Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem, den auch israelische Medien aufmerksam beobachten werden. "Eine Reise einer deutschen Delegation nach Israel, auch von Bischöfen ist eine Reise sowohl in die Vergangenheit als auch in die Gegenwart und Zukunft", meint Israels Botschafter in Deutschland, Schimon Stein.

Von Jerusalem führt der Weg der Bischöfe auch nach Bethlehem.
Abzuwarten bleibt, ob die Bischöfe die üblichen aufwendigen Kontrollen zu absolvieren haben oder mit einer Vorzugsbehandlung zügig den martialisch wirkenden Kontrollpunkt in der Sperrmauer passieren können. Gerade für die meist palästinensischen Christen ist es eine sensible Frage, ob Gäste aus Europa ihre oft schwierige Situation zwischen Juden und Muslimen tatsächlich sehen.