Helfer der Johanniter beim Karneval rund um die Uhr im Einsatz

Schnapsleichen, Schnittwunden, Schlägereien

Die routinierten Rettungskräfte der Johanniter bringt selbst das wilde Karnevalstreiben dieser Tage im Rheinland nicht aus der Fassung. "Wir sind sehr gut aufgestellt und für alle Notfälle ausgerüstet", sagt Hartmut Gohla. Er ist hauptberuflich Sanitäter bei den Johannitern und seit 17 Jahren im Düsseldorfer Karneval im Einsatz. "Da erlebt man schon so einiges", schmunzelt Gohla.

 (DR)

"Einige Leute merken einfach nicht, wann es genug ist"
In der Düsseldorfer Altstadt sind pro Karnevalstag mehr als 100 Rettungskräfte im Dienst. Von 11.00 Uhr an sind die ehrenamtlichen Johanniter im Einsatz, bis etwa 23.00 Uhr müssen sie durchhalten. "Das Hauptproblem ist der übermäßige Alkoholgenuss", erzählt Gohla. "Einige Leute merken einfach nicht, wann es genug ist mit dem Feiern." Vor allem die jüngeren Jecken würden gerne mal einen über den Durst trinken. "Die Erwachsenen wissen schon eher, wie viel sie vertragen", sagt Gohla.

Die Johanniter haben in Düsseldorf seit Donnerstag zwei Stützpunkte. Einen an der Bolkerstraße vor der Neanderkirche, den anderen auf dem Burgplatz. Gegen Mittag geht es los mit den ersten Patienten. Ein älterer Mann wird von zwei Sicherheitskräften gebracht. Er geht mit kleinen Schrittchen, muss links und rechts gestützt werden. "Kreislaufprobleme", vermutet Gohla auf den ersten Blick. "Viele müssen sich nur kurz mal ausruhen, dann können sie weiterziehen." Nur in ganz schlimmen Fällen wird ein Patient mit dem Rettungswagen in eine Klinik gebracht.

"Der heftigste Tag ist der Rosenmontag"
Am frühen Nachmittag kommen dann die ersten "Schnapsleichen" ins Johanniter-Zelt - auf einer Trage von jeweils vier Mann getragen. Alle sehen ziemlich schlimm aus: blass, kurz vor der Bewusstlosigkeit, einer ist von oben bis unten mit Erbrochenem besudelt. Der Andrang ist derart groß, dass sich eine Schlange vor dem Rettungszelt gebildet hat.

"Der heftigste Tag ist der Rosenmontag", berichtet Gohla. Da kommen die meisten Narren in die Hochburgen, auch von außerhalb. Und vor allem die Jugendlichen würden den Rosenmontag kräftig begießen. "Und das geht eben dann oft ins Auge", sagt Gohla. Am Rosenmontag sind deshalb in Köln und Düsseldorf sämtliche Hilfsdienste unter der Federführung des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) im Einsatz.

Dass die Helfer während ihres Dienstes keinen Tropfen Alkohol anrühren, versteht sich von selbst. Geduld und starke Nerven sind gefragt, vor allem wenn die Jecken mit der Zeit immer betrunkener werden. "Dann hören wir schon des öfteren den Spruch: Mann, du hast aber 'ne tolle Verkleidung", lacht Gohla.

Der Klassiker:Mädchen trifft Ex-Freund mit neuer Freundin
Zu späterer Stunde kommen zu den Alkoholpatienten dann auch noch Schlägereien oder Schnittverletzungen durch die vielen Glasscherben auf den Straßen. Wenn die Erstversorgung durch die Johanniter nicht ausreicht, werden die lädierten Narren zur Weiterbehandlung ins Krankenhaus verfrachtet.

Manchmal sind die Probleme des Partyvolks aber auch gar nicht so drastisch. "Wir müssen auch schon mal trösten und in den Arm nehmen, zum Beispiel wenn jemand wegen Liebeskummer heulend zu uns kommt", plaudert Gohla aus dem Nähkästchen. Der Klassiker sei, dass ein Mädchen beim Feiern plötzlich ihren Ex-Freund mit neuer Freundin trifft. "Wenn dann noch Alkohol im Spiel ist, geht für manche dann die Welt unter."