1. UN-Bericht belegt rasant fortschreitenden Klimawandel - WWF-Expertin im domradio: "Nun müssen Taten folgen"

Forscher zeichnen dramatische Klimazukunft

Der am Freitag veröffentlichte Klimabericht der UNO belegt einen rasant fortschreitenden Klimawandel. Den Angaben des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) zufolge gibt es keinen Zweifel an einer globalen Erwärmung. Der Anstieg der Temperaturen sei menschengemacht und setze sich mit steigendem Tempo fort, sagte Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) anlässlich der Vorstellung des Reports in in Paris. - Der Umweltverband WWF forderte im domradio-Interview die Politik zum Handeln auf.

 (DR)

"Gesicherte Erkenntnis"
Der Klimabericht ist der erste Teil des insgesamt vierten IPCC-Berichts und stellt Ursachen sowie mögliche Konsequenzen des Klimawandels vor. Danach gilt es als "gesicherte Erkenntnis", dass eine seit 1750 dokumentierte Erderwärmung die Folge des fossilen Brennstoffverbrauchs, die Landwirtschaft und eine geänderte Landnutzung ist. Als Konsequenz gibt es den IPCC-Experten zufolge einen Anstieg des Meeresspiegels und das Abschmelzen der Gletscher und Eiskappen.

Der Bericht belegt einen Höchststand an Treibhausgasen (THG): Das Niveau sei derzeit bei weitem höher, als jemals zuvor in den vergangenen 650 000 Jahren. Die THG-Anstiegsrate sei allein seit der Industrialisierung mindestens so hoch wie zuletzt vor 20 000 Jahren.

Extreme Wetterereignisse werden sich mehren
Als Folge des menschengemachten Klimawandels mehren sich dem Bericht zufolge extreme Wetterereignisse wie Hitzewellen. Zugbahnen von Sturmtiefs, Luftströmungen und Niederschläge hätten sich verändert. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Temperatur in den nächsten 30 Jahren um 0,6 Grad Celsius steigt, wenn die THG-Emissionen nicht verringert werden.

Das IPCC wurde 1988 von der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) und dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) gegründet. Der IPCC soll den Klimawandel sowie dessen Risiken untersuchen und Konzepte zur Vermeidung entwickeln. Die ersten drei Berichte erschienen 1990, 1995 und 2001.

Töpfer fordert schnelles Handeln beim Klimaschutz
Der Vorsitzende des UN-Rates für nachhaltige Entwicklung, Klaus Töpfer, hat zu weltweitem und schnellen Handeln beim Umweltschutz aufgerufen. Bereits jetzt finde ein Klimawandel statt, der nicht mehr aufzuhalten, aber immerhin zu begrenzen sei, sagte Töpfer am Freitag dem WDR in Köln. "Mit dem gegenwärtigen Verhalten in der Welt werden wir es nicht erreichen, dass diese Klimaerhöhung bei 'nur' zwei Grad verbleibt." Wer jetzt noch nicht wach sei, müsse sich fragen, was denn eigentlich passieren müsse, um den Ernst der Lage zu erkennen, mahnte Töpfer.

Den Weltklimabericht nannte der frühere Direktor des UN-Umweltprogramms einen "nachhaltigen Warnruf". Das, was bisher von Wissenschaftlern erarbeitet worden sei, bestätige der Bericht und verweise zudem auf eine zunehmende Schnelligkeit, mit der der Klimawandel fortschreite, sagte Töpfer. Der Bericht zeige einen eindeutigen Trend der Klimaerwärmung auf. Der Handlungsdruck wachse.

BUND: "Schnelles und entschlossenes Handeln"
Für den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutsch­land (BUND) sind die bisher bekannt gewordenen Fakten aus dem 4. Uno-Bericht des Intergovernmental Panel on Climate Chance (IPCC) ein unüberhörbarer Weckruf an die Welt. Die Vorhersage des IPCC, das globale Klima werde sich bis Ende dieses Jahrhunderts um 4,5 Grad oder mehr erwärmen, sei dramatisch, da lediglich eine Erwärmung von maximal zwei Grad als noch beherrschbar gelte.

Die Umweltorganisation fordert von der Weltgemein­schaft schnelles und entschlossenes Handeln zur Abwehr der Klimakatastrophe. Die Europäische Union müsse dabei eine Führungsrolle übernehmen und sich das verbindliche Ziel setzen, ihre Klimagasemissionen bis 2020 um 30 Prozent zu senken. Für Deutschland bedeute dies die Reduzierung um 40 Prozent im Vergleich zu 1990. Um die dramatischen Szenarien des Klimawandels aufzuhalten, müssten außerdem die USA und Schwellenländer wie China und Indien ins Boot geholt werden.

"Nach diesem Bericht wird niemand mehr die Klimaerwärmung und den Anteil des Menschen daran leugnen können", sagte Angelika Zahrnt, Vorsitzende des BUND. "Die Konzentration der Klimagase in der Atmosphäre ist seit Beginn der Industrialisierung um ein Drittel angestiegen. Seit rund einer Million Jahre war sie nicht so hoch wie heute. Es ist der Mensch, der dem Klima einheizt und nur wir Menschen haben es in der Hand, dies auch zu ändern."