Von Kardinal Höffner gerettete Jüdin in USA ausfindig gemacht

"Gerechte unter den Völkern"

Kölner Historiker haben in den USA die jüdische Frau ausfindig gemacht, die der spätere Kölner Kardinal Joseph Höffner als junger Pfarrer vor den Nazis gerettet hat. Höffners Nachfolger Kardinal Joachim Meisner lud die 71-Jährige ein, im Sommer nach Deutschland zu kommen, wie Domkapitular Norbert Trippen am Donnerstag vor Journalisten in Köln mitteilte. "Sie hat bereits zugesagt und will neben Höffners Grab auch den Ort Kail an der Mosel besuchen." Dort hatten Höffner und seine Schwester Helene Hesseler-Höffner das siebenjährige Mädchen Esther Sara Meyerowitz aus Berlin unter dem Namen Christa Koch im Pfarrhaus aufgenommen.

 (DR)

"Nie mehr von ihr gehört"
Der heutige Name der Frau und ihr weiterer Lebensweg würden zunächst nicht bekannt gegeben, um sie zu schützen, sagte Trippen, der in knapp zwei Jahren eine Höffner-Biografie veröffentlichen will. Historiker hatten die Jüdin, die während ihrer Zeit an der Mosel unter ihrem Decknamen getauft wurde, im Rahmen von Recherchen für eine Ausstellung zum 100. Geburtstag Höffners ausfindig gemacht. Zur Eröffnung der Schau in der Kölner Diözesanbibliothek am Freitagabend könne sie nicht kommen, weil der Kontakt erst kurzfristig zu Stande gekommen sei, so der Direktor des Historischen Archivs des Erzbistums Köln, Ulrich Helbach.

In der Ausstellung findet sich ein Schreiben Höffners (1906-1987) aus dem Jahr 1945, in dem er die Militärregierung bittet, dem von ihm versteckten Mädchen einen Reisepass für Berlin zu besorgen. Zwei Jahre später wanderte sie in die USA aus. Doch darüber und über den weiteren Lebensweg erfuhr Höffner nach Angaben von Helbach nie etwas. Er habe später auch nie viel Aufhebens um seine Hilfen für Juden gemacht. "Doch er würde sich sicher freuen, dass sie nun nach Köln eingeladen ist", sagte der Archivleiter.

Höffner und seine Schwester, die zur Ausstellungseröffnung erwartet wird, hatten während der NS-Zeit mehreren Menschen jüdischen Glaubens das Leben gerettet. Israel hat sie dafür im Jahr 2004 als "Gerechte unter den Völkern" ausgezeichnet. Es ist die höchste Auszeichnung, die der Staat an Nicht-Juden vergibt. Höffner war von 1962 bis 1969 Bischof von Münster, von 1969 bis 1987 Erzbischof von Köln und von 1976 bis 1987 Vorsitzender der Bischofskonferenz.