Hirtenwort von Joachim Kardinal Meisner, Erzbischof von Köln

"Es darf keiner von allen Lebenden fehlen!"

Im Johannes-Evangelium wird das weihnachtliche Kommen Christi in die Welt mit folgenden Worten beschrieben: „Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden.“ (Joh 1,11-12) Weihnachten geht es um das Aufnehmen der Frohen Botschaft, dass Gott Mensch geworden ist. Die Heilige Nacht ist der Brückenschlag vom Unsichtbaren zum Sichtbaren, von Gott zum Menschen. Nun soll auch unser Leben zum Brückenschlag werden, aber umgekehrt vom Sichtbaren zum Unsichtbaren, vom Menschen zu Gott hin. Deshalb gibt es Weihnachten mit seiner Botschaft, dass der unsichtbare, aber wirkliche Gott in das Leben jedes einzelnen Menschen kommt, wie er damals in eine Welt kam, die mit frecher Hand diese Brücke zerstört hatte.

 (DR)

Dazu ist Weihnachten da, dass Gottes Liebe von den Menschen aufgenommen wird und dass diese Liebe den Menschen mehr bedeuten sollte als alles andere. Denn diese Liebe hört nie mehr auf (vgl. 1 Kor. 13,8) - wie die Heilige Schrift sagt.
Wer vor diesem weihnachtlichen Ereignis wegläuft, der läuft am Sinn seines Lebens vorbei, und alles endet dann einmal im „Un-sinn". Es sind manche gefährdet, im Unsinn einfach stecken zu bleiben, sodass sie wie verbiestert sind im finsteren und weglosen Gestrüpp der Welt.

Darum werden wir Weihnachten eingeladen, zum Stall von Bethlehem zu gehen und uns wie die Hirten vor diesem Kinde, in dem Gott Mensch geworden ist, niederzuknien. Es darf keiner von allen Lebenden fehlen!

Wer draußen bliebe, würde zu den Heimatlosen gehören. Wer aber Weihnachten ehrlich feiert - wie die Hirten -, der hat ein wirkliches Zuhause gefunden. Dem gilt unser weihnachtlicher Glückwunsch.