Benedikt XVI. besucht Hagia Sophia und Blaue Moschee

Ein Papst in einer Moschee

Papst Benedikt XVI. hat am Donnerstag zusammen mit dem Präsidenten des Amts für Religionsangelegenheiten, Ali Bardakoglu, in Istanbul die Blaue Moschee besichtigt. Bardakoglu führte den Papst durch die Gebetsstätte, anschließend verharrten beide kurz im Gebet. Bardakoglu sagte, alle Muslime seien sehr glücklich, dass der Papst die Türkei und die Moschee besuche. Der Papst habe einen sehr wichtigen Schritt getan. Im Vorfeld hatte Papst Benedikt XVI. die zum Museum umfunktionierte frühere Hauptkirche des byzantinischen Reiches, Hagia Sophia, besucht.

 (DR)

Die vom römischen Kaiser Konstantin im Jahr 360 errichtete "Kirche der Göttlichen Weisheit" war zu byzantinischer Zeit die Hauptkirche des Reiches und Krönungskirche der Kaiser. Nach einem Brand wurde sie unter Kaiser Justinian 537 neu errichtet. Danach galt sie auf Grund ihrer Ausstattung und ihrer Mosaike als die prächtigste und größte Kirche des christlichen Ostens. Während des Vierten Kreuzzugs wurde das Gotteshaus 1204 von den westlichen Heeren schwer geplündert. Nach der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen 1453 wurde die christliche Kirche sofort in eine Moschee umgewandelt. Der Gründer des laizistischen Staates, Mustafa Kemal Atatürk, machte sie 1935 zum Museum.

Vatikan: Papst hat in Moschee "in Meditation inne gehalten"
Die Sultan-Ahmet-Moschee wird wegen ihrer blauen Fayencen auch als "Blaue Moschee" bezeichnet. Nach dem Moschee-Besuch Benedikt XVI. erklärte Vatikansprecher Federico Lombardi in Istanbul, der Papst habe "in Meditation inne gehalten und dabei seine Gedanken sicher an Gott gerichtet". Internationale Medien hatten von einem Gebet in der Blauen Moschee gesprochen. Wegen unterschiedlicher Gottesvorstellungen ist es nicht üblich, dass Christen und Muslime gemeinsam beten.

Die Visite war kurzfristig in das Programm der viertägigen Türkeireise des Papstes aufgenommen worden. Sie galt als Geste des Entgegenkommens gegenüber den Muslimen. Es war erst der zweite Besuch eines katholischen Kirchenoberhaupts in einem islamischen Gebetshaus und der erste des neuen Papstes. Als Kardinal hatte Joseph Ratzinger bereits die El-Aksa-Moschee in Jerusalem besucht.

Benedikts Vorgänger Johannes Paul II. besuchte 2001 in der syrischen Hauptstadt Damaskus die Omajaden-Moschee. Nach Angaben türkischer Kirchenkreise besuchte er bei seiner Türkeireise 1979 ebenfalls eine Moschee.