Welt-Aids-Tag: Malteser fordern mehr Fachkräfte - Bundesregierung setzt mehr Geld für Aufklärung ein

Gemeinsam gegen Aids

Zur Bekämpfung der Immunschwächekrankheit Aids muss deutlich mehr Fachpersonal ausgebildet und angestellt werden. Das fordert das katholische Hilfswerk "Malteser Hilfsdienst" wenige Tage vor dem Welt-Aids-Tag am 1. Dezember. Es fehlten Millionen Fachkräfte für Diagnose, Behandlung und Betreuung, warnen die Malteser. - Vor einer zunehmenden Sorglosigkeit im Umgang mit Aids warnt Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt. Zugleich kündigte sie an, die Mittel im Bundeshaushalt für die Aids-Aufklärung aufzustocken.

 (DR)

Bundesregierung setzt mehr Geld für Aufklärung ein
Zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember soll mit der Aktion „Gemeinsam gegen Aids" ein Zeichen gegen die zunehmende Ausbreitung von HIV in Deutschland gesetzt werden. Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) warnte am Dienstag in Berlin vor einer zunehmenden Sorglosigkeit im Umgang mit der tödlichen Immunschwächekrankheit. Zugleich kündigte sie an, die im Bundeshaushalt für die Aids-Aufklärung eingeplanten Mittel 2007 um drei Millionen Euro auf 12,2 Millionen Euro aufzustocken. In den vergangenen Jahren wurden laut Schmidt konstant rund 9,2 Millionen Euro für die Aids-Aufklärung ausgegeben.

Die steigenden Infektionsraten zeigten, dass Aufklärung und Prävention fortgesetzt werden müssten, betonte Schmidt. Seit einiger Zeit gehe in Deutschland die öffentliche Wahrnehmung von Aids zurück und das Problembewusstsein sinke, kritisierte die Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Elisabeth Pott. Die Ansprache junger Menschen werde immer schwieriger. „Dies muss uns alle wachrütteln", betonte Pott. Jede einzelne Neuinfektion wäre vermeidbar. Im ersten Halbjahr 2006 sind den Angaben zufolge in Deutschland insgesamt 1197 Neuinfektionen registriert worden. Nach aktuellen Schätzungen leben in Deutschland derzeit 56 000 Menschen mit HIV und Aids.

Sven Christian Finke vom Vorstand der Deutschen Aids-Hilfe wies auf den zunehmenden Beratungsbedarf bei Migranten hin, die oft erst in Deutschland erfahren würden, dass sie infiziert seien. Bei der Deutschen Aids-Stiftung seien in diesem Jahr etwa 4000 Anträge auf finanzielle Einzelfallhilfe von Betroffenen eingereicht worden, sagte Ulrich Heide vom Stiftungsvorstand. Dreißig Prozent davon lebten zwar in Deutschland, seien aber nicht hier geboren. Sie kämen aus 112 verschiedenen Ländern, sagte Heide. Dies zeige auch, dass die Krankheit in einer globalisierten Welt nicht regional bekämpft werden könne.

Prominente unterstützen Aktion zum Welt-Aids-Tag
Die Gemeinschaftsaktion der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, der Deutschen Aids-Hilfe und der Deutschen Aids-Stiftung steht unter dem Motto „Gemeinsam gegen Aids. Wir übernehmen Verantwortung. Für uns selbst und andere". Zu den prominenten Unterstützern gehören Moderatorin Verona Pooth, Comedian Thomas Hermanns, Schauspieler Benno Fürmann und Rapper Samy Deluxe.

Pooth appellierte an jeden einzelnen, Verantwortung zu übernehmen und Kondome zu verwenden. In Deutschland gebe es die Freiheit, sich zu schützen, sagte die Moderatorin. Das Thema Aids und HIV sei früher medial viel präsenter gewesen, kritisierte Fürmann. Jugendliche seien zwar relativ aufgeklärt, dennoch würde die Problematik meist auf Randgruppen abgeschoben. Durch zunehmende Therapieerfolge glaubten viele, dass die Krankheit heilbar sei, sagte Hermanns. Samy Deluxe will nach eigenen Angaben vor allem jungen Leuten in ihrer eigenen Sprache die Bedeutung des Themas vermitteln.

Malteser: Dringend mehr Fachkräfte zur AIDS-Bekämpfung nötig
Zur Bekämpfung von Aids müssen deutlich mehr Fachpersonal ausgebildet und angestellt werden, forderte am Mittwoch die katholische Hilfsorganisation "Malteser Hilfsdienst". Wie wichtig gutes und ausreichendes Fachpersonal sei, erlebten die Malteser in ihrem Projekt in den Slums von Nairobi, erklärt Dr. Peter Schmitz, der leitende Arzt bei Malteser International: „Als wir vor drei Jahren mit dem Projekt begonnen haben, gab es zwar ausreichend Medikamente, aber viel zu wenig qualifiziertes Personal." Die Anstellung und Fortbildung von lokalen Fachkräften sei der Schlüssel zum Erfolg der Arbeit dort.

Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO müssen weltweit vier Millionen Stellen geschaffen werden. Diese Investition in Personal und Ausbildung werde mehr als sieben Milliarden Dollar kosten.

Weltweit führen die Malteser in acht Ländern Afrikas und Asiens Programme zur AIDS-Bekämpfung durch. In Indien, wo inzwischen die meisten HIV-Infizierten weltweit leben, starten sie im kommenden Jahr ein neues Programm, welches ebenfalls von der Aufklärung der Bevölkerung bis hin zur dauerhaften Behandlung von AIDS-Kranken mit antiretroviralen Medikamenten reicht. Die Malteser engagieren sich auch als Mitglied im „Aktionsbündnis gegen AIDS" für die Bekämpfung der Pandemie.