Gerhard Richters Dom-Fenster nimmt Gestalt an - Dombaumeisterin zufrieden mit Fortschritten

Vibrierende Farbe für den Kölner Dom

Im Kölner Dom werden zur Zeit die Scheiben für das Gerhard-Richter-Fenster über dem Südportal eingesetzt. Ein modernes Fenster, das keine biblische Geschichte erzählt, sondern ein einziges Spiel mit den Farben ist: 11.000 Farbquadrate in 72 verschiedenen Tönen. Im Taunus wurden die Scheiben geblasen, jetzt werden sie Scheibe für Scheibe montiert. Die Kölner Dombaumeisterin Prof. Barbara Schock-Werner berichtet im domradio über den Stand der Dinge.

Richter-Fenster: Erste sichtbare Fortschritte (DR)
Richter-Fenster: Erste sichtbare Fortschritte / ( DR )

Die Fläche im Südquerhaus wird mit 11.250 Glasquadraten in 72 Farbtönen gefüllt. Als Vorbild dient Richters Bild "4096 Farben" aus dem Jahr 1974. Für das Dom-Fenster sei nur ein abstraktes Motiv in Frage gekommen. Figürliches habe er dafür nicht schaffen wollen, hatte Richter bei der Vorstellung des Modells betont. Das Domkapitel hatte ihn anfangs um eine Darstellung von Heiligen der Gegenwart gebeten.

Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner ist begeistert von dem Modell, es bringe eine "vibrierende Farbintensität" in das Gotteshaus. Neben den Bronzetüren von Ewald Matare stelle das Werk "einen bedeutenden Beitrag zeitgenössischer Kunst" für den Dom dar. Richter nimmt den Farbkanon von Glasfenstern des Mittelalters und des 19. Jahrhunderts auf. So soll sich das Fenster harmonisch in die Domumgebung einpassen, wie die Hüterin der Kathedrale sagte. Figürliche oder monochrome Werke hätten diesen Effekt nicht erbracht. "Das immaterielle Licht wird auch ohne Bilder zu den Gläubigen sprechen", so Schock-Werner.

Bislang befand sich in dem Fenster ein fast farbloses Ornament aus den 1950er Jahren. Dadurch würden die Gläubigen im Nordquerhaus bei tief stehender Sonne geblendet, so Schock-Werner. Das Original von 1863 wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Eine Rekonstruktion war unmöglich, weil die Unterlagen verbrannt sind und keine Fotos existieren.

Nach Richters Plänen werden die 9,4 Zentimeter hohen und breiten Farbquadrate aus mundgeblasenem Glas mit Silikon-Gel auf Trägerscheiben geklebt. Jede Farbe ist gleich oft vertreten.

Dunkle Töne überwiegen, weil die hellen in 20 bis 40 Meter Höhe wie Löcher wirkten, so die Dombaumeisterin. Die Anordnung der Farbfelder folgt laut Richter dem Zufallsprinzip. Wichtig seien auch die Spiegelungen, die das Glas hervorrufe. Der Künstler hat den Entwurf dem Dom geschenkt und verzichtet auf ein Honorar.

Preisträger und Ehrenbürger der Stadt Köln
Richter zählt zu den bedeutendsten Malern der Gegenwart. Kaum jemand hat ein so vielseitiges Werk geschaffen wie er. Auf dem internationalen Kunstmarkt erzielen seine Werke Höchstpreise. 2004 erhielt er den Kunst- und Kulturpreis der deutschen Katholiken. 2005 widmete ihm die Kunstsammlung NRW in Düsseldorf eine Retrospektive. Nach Angaben von Kuratorin Anette Kruszynski, die die Schau mitverantwortet hat, lassen sich in Richters Lebenswerk viele religiös-existenzielle Fragen und Motive finden, auch wenn er kein christlicher Künstler im engen Sinn sei. Im April 2007 wurde Richter Ehrenbürger der Stadt Köln.
(dr, KNA)