Parteien und Verbände fordern mehr Nichtraucherschutz

Politiker zum Thema Rauchen

Anlässlich des Welt-Nichtrauchertages am 31.05.2006 haben Parteien und Verbände ein härteres Vorgehen gegen die Nikotinsucht verlangt. Der Präsident der Bundesärztekammer, Jörg-Dietrich Hoppe, forderte einen gesetzlich verankerten Nichtraucherschutz und rauchfreie Gaststätten.

 (DR)

Anlässlich des Welt-Nichtrauchertages am 31.05.2006 haben Parteien und Verbände ein härteres Vorgehen gegen die Nikotinsucht verlangt. Der Präsident der Bundesärztekammer, Jörg-Dietrich Hoppe, forderte einen gesetzlich verankerten Nichtraucherschutz und rauchfreie Gaststätten. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing (SPD), sagte am Dienstag in Berlin, Nichtrauchen müsse zum Normalfall werden. Nach Angaben Bätzings sterben in Deutschland jedes Jahr rund 140.000 Menschen an den Folgen des Rauchens, 3.300 an den Folgen des Passivrauchens.

Es könne nicht angehen, das Deutschland im europäischen Vergleich beim Nichtraucherschutz um Jahre abgeschlagen sei, erklärte die SPD-Gesundheitsexpertin Carola Reimann. Sie kündigte einen Gruppenantrag im Bundestag an mit dem Ziel, die Passivrauchbelastung am Arbeitsplatz und in öffentlichen Bereichen auszuschalten. Auch CDU-Politikerin Annette Widmann-Mauz forderte, Nichtraucherschutz stärker zu fördern. Sollten Selbstverpflichtungen nicht ausreichen, seien gesetzliche Maßnahmen unausweichlich, sagte die Gesundheitsexpertin.

Der drogenpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Harald Terpe, sagte, die Forderung der Bundesärztekammer nach einer rauchfreien Gastronomie sei richtig. Die freiwillige Selbstverpflichtung des Gaststättengewerbes, Nichtraucher-Bereiche einzurichten, sei hingegen kontraproduktiv. Sie biete keinen umfassenden Schutz und sei nicht konkret genug. Die Linksfraktion sprach sich dafür aus, Tabakwerbung zu verbieten. Auch das Sponsoring von Veranstaltungen und das Verteilen von kostenlosen Probepäckchen müssten verboten werden, erklärte die drogenpolitische Sprecherin Monika Knoche.

„Die gesundheitlichen Belastungen gehen nicht nur vom aktiven Rauchen, sondern auch von der passiven Aufnahme des Tabakrauchs aus", sagte Ärztekammerpräsident Hoppe. Die Aufteilung in Raucher- und Nichtraucherbereiche in Gaststätten sei nur eine Scheinlösung, kritisierte er. Aber selbst zu diesem kleinen Zugeständnis seien die meisten Gastronomen nicht bereit. „Wir sollten uns ein Beispiel an anderen EU Ländern nehmen, wo Rauchverbote inzwischen längst akzeptiert sind", so der Ärztekammerpräsident.

Nach Angaben von Elisabeth Pott, Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, haben 45 Prozent aller Raucher die Absicht aufzuhören. Dies lohne sich in jedem Alter, sagte Pott auf der Abschlussveranstaltung der Kampagne «Rauchfrei 2006». Wer im Alter von 30 Jahren aufhöre, gewinne statistisch etwa zehn Lebensjahre hinzu. An der Kampagne, die bereits zum vierten Mal stattfand, beteiligten sich dieses Mal über 44.000 Raucher, die mindestens vier Wochen lang keine Zigarette anstecken wollten.

Insgesamt rauchen nach Bätzings Angaben rund 33 Prozent der deutschen Erwachsenen, das Einstiegsalter liegt bei 13 Jahren. Unter  den zwölf- bis 17-Jährigen lag der Anteil der Zigarettenkonsumenten 2005 bei 20 Prozent. 2001 hatte er noch bei 28 Prozent gelegen. Ihr Ziel sei, die Quote bis 2008 auf 17 Prozent zu drücken, sagte Bätzing. (epd)