Kritik an Plänen der bayrischen Landesregierung

Reaktion auf die Maßnahmen in Bayern

Die Pläne der bayerischen Landesregierung zur sprachlichen Integration von Zuwanderern stoßen bei Türken in Deutschland auf scharfe Ablehnung.

 (DR)

Die Pläne der bayerischen Landesregierung zur sprachlichen Integration von Zuwanderern stoßen bei Türken in Deutschland auf scharfe Ablehnung. Jetzt dürfe nicht mit «Stammtischparolen», wie sie der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) gern benutze, auf Stimmenfang gegangen werden, sagte der Vorsitzende der Union europäisch-türkischer Demokraten, Fevzi Cebe, am Mittwoch im Deutschlandradio Kultur. Stoiber hatte angekündigt, Zuwanderer-Kinder, die kein Deutsch können, nicht mehr in deutsche Grundschulen einzuschulen.
Cebe räumte ein, dass sich neben den Staaten auch die Türken um eine bessere Integration bemühen müssten. Allerdings sei das Erlernen der eigenen Muttersprache ein wichtige Voraussetzung für die sprachliche Integration türkischer Kinder. Ohne ausreichende Kenntnisse der türkischen Sprache könnten die Kinder auch kein Deutsch lernen. So würden sich Kinder, die erst spät aus der Türkei zuwandern, aber gut Türkisch sprechen, schnell in Deutschland integrieren.
«Wenn man aber einen elfjährigen türkischen Schüler nimmt, der hier geboren und aufgewachsen ist, wird der auch mit 14 weder in der Lage sein Türkisch noch Deutsch vernünftig zu erlernen», sagte Cebe. Er kritisierte zudem Aussagen des nordrhein-westfälischen Integrationsministers Armin Laschet (CDU), wonach wegen knapper Kassen nur Deutsch-, aber kein Türkischunterricht finanzierbar sei.
«Das ist zwar gut gemeint, aber letzten Endes geht es an den wissenschaftlichen Erkenntnissen vorbei», so Cebe.
Auch der Verband Bildung und Erziehung (VBE) warf Teilen der Union "politische Scharfmacherei" vor. Damit werde der Konflikt um die Integration von Migranten nur noch verschärft, warnte der VBE-Bundesvorsitzende Ludwig Eckinger in Berlin. Am Beispiel der Berliner Rütli-Schule zeigten sich Politiker erschrocken über Schülergewalt, dann drohten sie jedoch selbst mit Gewalt in Form von "zwangsweiser Integration". Er forderte, bessere Bedingungen für die Integration von Migranten schon im Kindergarten und in der Grundschule zu schaffen.
Die stellvertretende SPD-Vorsitzende Bärbel Dieckmann sprach sich derweil für eine frühere Einschulung und eine Pflicht zur Teilnahme an Frühuntersuchungen aus. Es solle Eltern möglich werden, ihre Kinder schon vom fünften Lebensjahr an einschulen zu lassen, sagte sie dem Berliner "Tagesspiegel" (Mittwochsausgabe).
Als Alternative dazu könne das letzte Jahr im Kindergarten für alle verpflichtend werden.